Re: Günter Grass Waffen-SS

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rumblefish

Registriert seit: 26.03.2006

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Meine wohlfeile Meinung zu der ganzen Sache:

Daß Herr Grass mit 17 kurzfristig in die W-SS gestolpert ist – geschenkt, er war jung und brauchte das Geld (haha). Im Ernst, Fehler sind dazu da, gemacht zu werden, und wenn sie nicht in Katastrophen münden, kann man immer noch was draus lernen.
Wenig daraus gelernt hat anscheinend Herr Grass, der sich jahrzehntelang als Zuchtmeister der Moral und ewiger Mahner (Gutmensch?) geriert hat, zu allem und jedem auch und gerade die jüngere dt. Vergangenheit betreffend zumeist ungefragt den Zeigefinger erhoben hat.
Jetzt stelle man sich vor, daß er bei all seinen Meinungsäusserungen, Verurteilungen, Schuldzuweisungen etc. im Hinterkopf hatte, daß da bei sich selbst noch eine Leiche oder zumindest ein Leichenteil im Keller rumliegt – lächerlich machen würde sich derjenige, der behauptete, er hätte das halt aus Nachlässigkeit oder in Verkennung der Brisanz des Sachverhalts nicht erwähnt.

Irgendwann war Grass als moralische Institution bekannt und akzeptiert, und spätestens ab diesem Zeitpunkt erschien es ihm als äusserst unklug, schlafende Hunde zu wecken.
Warum er jetzt damit an die Öffentlichkeit geht, keine Ahnung, kann ich nichts zu sagen.
Lachhaft ist jedoch das aufgesetzte Erstaunen und Entsetzen von Herr Grass über den Zorn des Feuilletons, als langjährigem aktiven Teilnehmer am politischen und moralkulturellen Leben diese Landes musste ihm sehr wohl bewußt sein, wohin sein Eingeständnis ihn bringen würde.

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