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Jörg König1. Grass hat den Nobelpreis, seine Ehrendoktorwürden und seinen Ehrenbürgerstatus aus Gründen bekommen, die jetzt nicht aufgehört haben zu existieren. Man muss sie nicht mögen oder nachvollziehen können, aber das ist ein ganz anderer Punkt.
2. Nicht mal dem überzeugten Nazi-Kollaborateur Knut Hamsun hat man den Nobelpreis aberkannt. (Und viele Literaturfans lesen auch heute noch gerne Celine oder Jünger.)
Richtig
3. Es gab über die Jahrzehnte nicht nur Möglichkeiten für Grass, seine lässliche Verfehlung bekannt zu geben, es gab immer auch Gelegenheit, ihn zu kritisieren. Immerhin, seine Bücher, seine Zeichnungen und seine Skulpturen taugen allesamt nichts. Da gab’s Gelegenheit genug. Nur: Jetzt graben sich die ganzen Feuilleton-Pfeifen aus der Erde und werfen mit dem aufgeschaufelten Dreck, weil sie wohl ihre Stunde gekommen sehen.
Mal davon abgesehen, dass zumindest ein Teil seiner Bücher natürlich sehr wohl etwas taugt – Du glaubst im Ernst, „die ganzen Feuilleton-Pfeifen“ lassen jetzt endlich ihre Grass-Frustrationen raus, nachdem sie es jahrzehntelang nicht auf die Reihe bekommen haben, Grass dafür zu kritisieren, dass er ein schlechter Künstler ist? Das wäre natürlich ziemlich weit hergeholt. Selbstverständlich ist Grass laufend auch laufend vom Feuilleton kritisiert worden – und das nicht zu knapp. Oder was möchtest Du eigentlich sagen?
4. Wenn die ganze Affaire dazu führt, dass Herr Grass sich ein wenig zurücknimmt und nur noch, sagen wir, 98 Prozent des Weltgeschehens kommentiert statt 510, dann ist das immerhin ein gewaltiger Sprung für Grass und ein kleiner Schritt für die Menschheit.
Dem vermag ich nicht zu widersprechen.
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Lately I've been seeing things / They look like they float at the back of my head room[/B] [/SIZE][/FONT]