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Hab schon länger hier nichts mehr geschrieben, das Interesse im Forum ist ja auch eher begrenzt. Hier ein Artikel aus dem Spiegel, überraschend ausführlich wird auf das Phänomen der Aktiv-Musikspiele eingegangen. Der Beispielmensch ist witzigerweise Opernsänger. Mit „Rock Band“ und den neuen Guitar Hero Varianten sei gar ein neuer Markt für die Musikindustrie möglich, da neue zusätzliche Songs online runterladbar sind und als nachspielbare Version immerhin doppelt so teuer wie „normale“ Downloads kommen. 15 Mio Stück konnten davon schon abgesetzt werden? Ich zitiere mal den Anfang:
Jedermann ein Hexenmeister
Von Manfred Dworschak
Neuartige Videospiele fördern die Geselligkeit: Laien können sich gemeinsam an Gitarren und Schlagzeugen als Rockmusiker austoben – für die Musikindustrie tut sich ein lukrativer Markt auf.
Wer in dieser finsteren Kneipe würde wohl erraten, was der wilde Mann an der Gitarre im wahren Leben treibt? Hier rackert er, dass die Akkorde krachen; der Arm kreist wie ein Dreschflegel, der Gitarrenhals stochert wirr in die Luft. Das ist Mark Uhlemann, heute Abend ganz der Hexenmeister des Rock, der sein Publikum mit sich in den Wahnsinn reißt.Rocker Uhlemann ist Opernsänger von Beruf. Sein Werktag besteht aus Disziplin: Tonleitern rauf und runter, Koloraturen vor dem Spiegel, Training der Zwerchfellflankenatmung. Aber hin und wieder hängt er sich die Elektrowumme um und geht ins Angels & Kings.
Die Kneipe im New Yorker East Village ist des Sängers Zuflucht vorm strengen Regiment der Kunst. Hier stöpselt er ein und fegt los. „Der absolute, pure Spaß“, sagt er.
Uhlemann sang schon auf der Bühne der ruhmreichen Metropolitan Opera, von Gitarre hingegen hat er keine Ahnung. Muss er auch nicht. Die Plastikschrammel, mit der er sich vergnügt, hat nicht einmal Saiten. Nur ein paar bunte Tasten, die es in der richtigen Abfolge zu treffen gilt, sind übers Griffbrett verteilt.Das ist das Videospiel „Rock Band“. Uhlemanns Gitarrenkabel mündet in einer Spielkonsole, ebenso der Bass seines Freundes nebenan, das Gesangsmikrofon und das kleine Schlagzeug, auf das ein Sängerkollege eindengelt. Bunte Lämpchen auf dem Monitor zeigen an, was ein jeder zu spielen hat. Das Publikum hört herzhaft dröhnende Musik von Metallica, den Rolling Stones oder den Pixies. Eine erstaunlich kompetente Kneipenband, so scheint es, ist da am Werk. Das kommt, weil der Computer gröbere Entgleisungen und Misstöne trickreich unterbindet. Die Musikantendarsteller können sich aufs Wesentliche konzentrieren: auf Verausgabung, Schweißausstoß und Breitbeinigkeit, auf das große Theater des Rock.
Uhlemann macht es gut, er bringt die Leute zum Johlen. Das ist sein Rampenerlebnis, dafür ist er gekommen. Fehlt nur, dass er am Ende seine Gitarre in Trümmer schlägt…