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Rio Robinson
Was Deine Einschätzung von „Stripped“ angeht, möchte ich Dir doch sanft widersprechen, denn der Titel nimmt ja gerade ironisch Bezug zur Unplugged-Mode jener Zeit, die Platte möchte also quasi absichtlich gar nicht so „stripped“ sein, wie der Titel vorgibt. Ungefähr die eine Hälfte des Albums ist live eingespielt, die andere Hälfte sind One-Take Versionen, die im Studio aufgenommen wurden. Elaboriertheit ist da wohl kaum auszumachen. Was schließlich die Produktion angeht, so finde ich „Stripped“ eine der feinsten Produktionen überhaupt. Besonders die Vinyl-Version macht deutlich, wie gut diese Platte aufgenommen ist. Steel Wheels ist mit Sicherheit ein wenig „glatt“ produziert, aber bei „Stripped“ kann ich das eigentlich so nicht feststellen.
Auch wenn’s eigentlich nicht in diesen Thread gehört: Ich habe mir Stripped nochmals angehört und finde meine Bewertung als „zu elaboriert und glatt“ gar nicht mehr ganz so angemessen. Gerade die Studio-Aufnahmen aus Tokio sind – wohl etwas ungewohnt – audiophil, vielleicht eine Spur zu brillant. Und inwieweit da wieder mal mit Overdubs gearbeitet wurde, weiß ich nicht.
„Zwiespältig“ finde ich das Album trotzdem. Es handelt sich ja im Wesentlichen um eine Platte mit Neueinspielungen altbekannter Songs. Wenn man sowas macht, sollte man auch wirklich etwas Neues zu sagen haben. „Stripped“ bleibt jedoch sehr nah an den Ersteinspielungen ohne einen großen Mehrwert erkennen zu lassen (am interessantesten noch: The Spider And The Fly und I’m Free).
Zwar klingt die Band teilweise routinierter und besser geölt als bei den klassischen Sessions. Trotzdem drängt sich mir der Eindruck auf, dass hier v.a. der Zauber vergangener Tage beschworen wird, man beweisen will, dass man es immer noch kann, und dies ohne die AOR-Hörer zu verschrecken. Verdrängt man diese Gedanken, ist Stripped ein feines Album. Aber ich sehe keinen Grund, weshalb man sich „Wild Horses“ oder „Sweet Virginia“ in der Stripped-Version anhören sollte, wenn man die Ersteinspielungen hören kann.
Stripped ist isoliert betrachtet keineswegs schlecht, nur ziemlich überflüssig.
Dann lieber nochmal „Ya-Ya’s“ gehört. (Merkt ihr den eleganten Übergang zurück zum Thema?;-))
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There is a crack in everything; that's how the light gets in. (Leonard Cohen)