Re: HipHop & Rap

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dagobert

Registriert seit: 09.07.2002

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a propos aesop rock. habe bei spax eine preview auf das neue album gefunden. für die, die es interessiert:


AESOP ROCK – BAZOOKA TOOTH

Aesop 9:11. Bazooka Brain-Bug befällt Broca-Zentrum. Wie Kaugummis das Broker-Zentrum, Big Apple. Die Insel, verloren. Erster Biss mit »Bazooka Tooth«, Alien formt sich im MTA-Bus, wie Wurm im Apfel. »Mars Attacks«, mit Spracherguss, definitiver Wipe-Out in 25 Stunden. Gesprochene Fonts, eckig, kaum lesbar, drehen Runden über Times Square. Zeitquadrate rollen über Beat-Snare. Taktvolles Zerkauen. Belegte Zunge rotiert wie Turnstiles nach dem Token. Keifen im Nighttrain nach Hoboken. Ego voller blauer Flecken, gutturaler Gothic-Gangster-Gossip spritzt am Säbelzahn entlang. Scharf geschnitten wie Papier auf Zunge. Dann in den Speak-And-Spell-Apparat. Alles Jux? Definitiv nicht. »Babies With Guns« schießen Kehlkopf offen. Messenger stammelt trotzdem nicht. Waffen organisch, up-to-date, an der Straßenecke aufgesammelt. Angeschossen, trieft verdicktes Blut auf verseuchten Asphalt. Der Applaus der »Limelighter«, aus eigenen Reihen: Mr. Lif, El-P, PFAC und Camp Lo, straight from Mars. »The Greatest Pac-Man Victory Ever« wird wahr, Bazooka zeigt Zähne, Bug frisst alle auf. Auf der Eins. Dann durch sechzehn Bars.

Aesop »11:35«. »NY Electric« – Master Aesop Rock stellt klar, dass Def Jux, trotz C-Rayz Walz, Murs und überraschendem Radio-Airplay immer noch kantig und nicht gerade »Easy« ist. Würde auch nicht seiner Realität entsprechen. Die Beats sind aufs klassische Fundament geschweißt, in Ausnahmen mit Dancehall-Anleihe oder Schlangenbeschwörer-Einwurf, generell aber in Breakdance-Balance zwischen Old School und eckig-eclectic. Im Zentrum seine Stimme. Das unstimmige Element. Wie eine Post-Millennium-Fata Morgana ist sie da, droppt eine Zeile, dann schon wieder weg, zetert hinterrücks dreist und arglistig weiter. Immer auf dem relativen Headnod-Punkt, und bei »Cook It Up« sogar im Singsang, straight outta Sing Sing. In einer kürzlich im »Broken Wrist Project One« erschienenen Short Story schreibt Aesop Rock: »the driver hates his job. I can tell by the way he keeps saying >I hate this fucking job< to every civilian that boards. I'm just happy the academy lets roaches ride the MTA, cuz I got a full glass with an otherwise empty day.« Ähnlich fühlt es sich an, wenn Aesop selbst am Steuer sitzt. Er füllt seine »Labor Days« noch immer mit Beobachtungen, überspielt jeglichen Hass mit Kombinationsfreude. Voll beladen steuert sein Touri-Bus durch postmoderne Dreck-Avenues. Auf den Kopfhörern: Crossword-Alien, Rhythm-Organ, Lament In Nasal Ecstasy. Lautstarke Ornamente, verbaler Erguss, oder einfach Abstract-Eclectic-Strange-Oral-Production, bei Pynchon auch ein Paranoia verursachendes A.E.S.O.P.

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