Re: Das Lovely Day Festival

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clau
Coffee Bar Cat

Registriert seit: 18.03.2005

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Yeah! Back in Kiel again! Dann will ich auch mal ein paar Sterne vergeben und ein paar kleine Anmerkungen zu den Auftritten in St- Pölten loswerden.

Erster Tag:

Ten Years After
Ten Years After spielten als Opener des gesamten Festivals. Sicherlich keine leichte Aufgabe. Ten Years After ohne Alvin Lee, würde das funktionieren? Und ob es funktionierte. Der „neue“ Gitarrist und Sänger Joe Gooch hat’s wirklich drauf und harmoniert unglaublich gut mit dem Rest der Band. Obwohl er nicht mal halb so alt wie die übrigen Bandmitgleider ist (Jahrgang ’77), spielt er sehr abgeklärt und lässig. Klar, daß das Publikum bei der allerersten Band ein paar Lieder braucht, bis es anspringt. Aber schon der dritte Titel war „Good Morning Little School Girl“ und schaffte es, auch die U-21-Fraktion im Publikum zum tanzen zu bringen. Showelement Nummer 1 war auf jeden Fall Basser Leo Lyons, der das ganze Set über grinste uns lachte. Ganz klar war und ist mir nicht die Rolle von Organist Chick Churchill, bediente er doch eher selten die Tasten seines Instruments und versemmelte er eines seiner beiden Soli ganz gewaltig. Die meiste Zeit des Gigs begnügte er sich, mitzuklatschen.
Trotz einiger kleiner Minuspunkte waren Ten Years After aber ein absoluter Partyknaller gleich zum Anfang, der gerade auch die jungen Besucher des Festivals sehr mitriß.

Ich fands sehr gut, dafür: ****

Canned Heat
Tja im Gegensatz zu Ten Years After, bei denen nur ein Original-Mitglied der Urbesetzung fehlte, ist bei Canned Heat nur noch ein einziges Mitglied der Urformation dabei, der Drummer. Klar, der Blues&Boogiewoogie-Sound von Canned Heat macht Spaß und funktioniert auf einem Festival natürlich gut. Schade aber, daß der Sänger, der Lieder wie „Going Up The Country“ oder „Let’s Work Together“ vortrug einfach nicht befähigt war, mit hoher Stimme zu singen. Schade eigentlich. Trotzdem hat es mir gefallen, da die Rhythmussektion durchaus zu gefallen wußte.

Aufgrund des schwachen Gesangs: **1/2

The Stranglers
Die erste Frage die sich mir beim Namen Stranglers aufdrängte war: „Warum hat man die für dieses Festival engagiert?“ Sicher, eine Band die einige wirklich schöne Songs gemacht hat und live durchaus ihre Qulitäten besitzt. Aber in St.Pölten waren die Herren fehl am Platze. Einzig bei „All Day And All Of The Night“ war das Publikum bereit, ein wenig aus sich herauszugehen. Die Stranglers selbst schienen sichtlich genervt, so daß man das Gefühl hatte, sie würden ihr Set möglichst schnell herunterspielen wollen. Trotzdem wurden Singles wie „Golden Brown“ oder „Always The Sun“ in ordentlicher Qualität dargeboten.

Fazit: nicht schlecht, aber eben auch nicht mehr: **1/2

Donovan
Donovan! Seine Singles kenne ich schon seit frühester Kindheit. Wie würde der wohl sein? Und vor allem, würde sich Günters und mein Wunsch erfüllen ihn ganz allein an der Gitarre zu sehen? Es begann während der Umbaupause ein kleiner Soundcheck an dem Donovan selbst mitwirkte. Wir riefen ihm zu, er lachte, verbeugte sich, winkte zurück und bat uns, noch fünf Minuten zu warten. Ein Sympath, unbedingt.
Dann kam er mit kleiner Band auf die Bühne, die ihn sehr spärlich und reduziert begleitete: ein Organist, ein Perkussionist und ein Mann am Kontrabass. Das paßte sehr gut. Donovan sieht für seine 60 Jahre nglaublich gut aus, hat immer noch lange Haare und das gleiche Lächeln wie früher. Und was noch wichtiger ist, er sngt immer noch genauso, wie früher. Er spielte ein Best-Of-Set, das nichts zu wünschen übrig ließ. Hippiegirl, guenterdudda und ich schauten uns mehrfach während des Gigs an und nickten uns zu, wissend, daß wir dort gerade ganz große Klasse geboten bekamen. Hinter uns stand ein Clique von bestimmt 10 U-21-Leuten, die fast jeden Text komplett mitsingen konnten und total aus dem Häuschen waren. Ich hatte das Gefühl, daß Donovan nicht unbedingt damit rechnete, so gut anzukommen und er freute sich sichtlich, was wiederum beim Publikum sehr gut ankam. Dadurch wurde er immer spielfreudiger und begann mehr und mehr, seine Scherze zu machen.

Donovan war ganz große Klasse, das war so nicht zu erwarten: *****

BAP
Während Donovans Auftritt stand Wolfgang Niedecken bereits für einige Lieder zum zuhören am Bühnenrand. Wir winkten ihm zu und er uns zurück. Als die Jungs dann auf die Bühne kamen, hielten wir dem erklärten Eff-Zeh-Kölle-Fan Niedecken eine Borussia-Dortmund-Fahne entgegen, was ihn sofort zum lachen brachte. BAP legten mit „‚Ne Schöne Jrooß“ los. Leider nur war Niedeckens Stimme bei den ersten Titeln etwas zu leise. Das gab sich erst nach drei oder vier Stücken. Die Jungs rockten und spielten sich durch ein kleines Best-Of-Set mit „Nemm Mich Mit“, „Alexandra“, „Du Kannst Zaubre“, „Kristallnaach“ und natürlich „Verdamp lang her“. Highlights waren das Dylan-Cover „Hurricane“ und am Schluß natürlich das Bowie-Cover „Heroes/Helden“. Der Auftritt war ordentlich, da ich die Jungs aber schon ein paar mal gesehen habe weiß ich, daß sie es besser können.

Solider Gig: ***

Robert Plant

Hier stimmte alles: *****

Roxy Music
Roxy Music hatten sehr damit zu kämpfen, nach Robert Plant anzutreten. Einige verließen das Festivalgelände schon, andere belagerten mehr und mehr die Bierstände. Auch hier hatte ich das Gefühl, daß die Band bei diesem Festival ein wenig fehl am Platze war. Guter Auftritt ja, aber für ein Festival zu cool, zu gestylt, zu glam. Die großen Hits wurden nahezu alle gespielt, besonders „Jealous Guy“ kam in einer phantastischen Version. Bryan Ferry war glänzend aufgelegt und sah unglaublich gut aus in seinem eng geschnittenen Designeranzug.

Gute Band am falschen Ort: ***1/2

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How does it feel to be one of the beautiful people?