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The Who krönten Festivalabschluss
Billy Idol sorgte für Unterhaltung, Iron Butterfly für Kopfschütteln beim zweitägigen Lovely Days Festival.
Wie gut Roger Daltrey (The Who) bei Stimme ist, demonstrierte er spätestens mit der wunderschönen Ballade „Behind Blue Eyes“.
© Stephan BrücklerDie „großen Alten des Rock“ haben sich zuletzt überzeugend zu Wort gemeldet: Schon die Rolling Stones ließen keine Zweifel daran aufkommen, dass es Sinn macht, im Alter von mehr als 60 Jahren auf Tournee zu gehen. Im Rahmen des Festivals „Lovely Days“ in St. Pölten begeisterten nun nach Robert Plant (der Stimme von Led Zeppelin), der am ersten Tag aufgetreten war, beim Finale am Samstag The Who mit einem Best-of-Programm ohne Durchhänger. Dass nicht alle Rock-Veteranen in Würde altern, musste man allerdings mit der Darbietung von Iron Butterfly zur Kenntnis nehmen. Billy Idol wusste da schon besser zu unterhalten.
Krönender Höhepunkt und Abschluss
The Who waren die Abräumer des Open-Airs auf dem VAZ-Gelände. Vor 10.000 Besuchern legten sie gegen 23.00 Uhr mit „Can’t Explain“, ihrem ersten UK-Hit von 1964, los. Während des knapp 90-minütigen Sets verzichtete die Gruppe auf große Überraschungen und brachte die Songs in herkömmlichen Versionen, dafür gab es fast ausschließlich Klassiker und keine Durchhänger. Wie gut Roger Daltrey bei Stimme ist, demonstrierte er spätestens mit „Behind Blue Eyes“, einer wunderschönen Ballade:
Der relativ neue Song „Real Good Looking Boy“ (von der Werkschau „Then And Now“ aus 2004) wurde Elvis Presley gewidmet und mit „Can’t Help Falling In Love“ angereichert. Es folgten mit „Baba O’Riley“, „Love Reign On Me“, „My Generation“ und „Won’t Get Fooled Again“ ausschließlich „Standardwerke“, die entsprechende Begeisterung auslösten. Daltrey und Gitarrist Pete Townshend, die letzten lebenden Gründungsmitglieder, standen klar im Mittelpunkt. Bassist Pino Palladino, der den 2000 verstorbenen John Entwistle zwar nicht ersetzen, aber zumindest würdevoll vertreten konnte, hielt sich physisch im Hintergrund. Am Schlagzeug saß einmal mehr Zak Starkey, Sohn von Ringo Starr.Wenig Luftsprünge, aber musikalischen Meisterleistung
Zum Zugaben-Finale durften „Substitute“, „Pinball Wizard“ und „See Me, Feel Me“ nicht fehlen. Von den wilden Shows früherer Tage mögen heute nur ein paar spärliche Luftsprünge Townshends übrig geblieben sein, musikalisch können die Herrschaften allerdings durchaus noch Druck erzeugen. Über das auf ewig eklatante Fehlen des genialen Schlagzeugers Keith Moon (1978 verstorben) zu jammern, wäre müßig. Ein neues Studioalbum erscheint im Oktober, die bereits veröffentlichte elfminütige Single „Wire & Glass“ (Universal) macht neugierig.Der zweite Tag im Rückblick
Amüsant hatte der Tag bei brütender Hitze mit dem Protestsong-Veteranen Country Joe McDonald begonnen, der allein mit seiner akustischen Klampfe auf der Bühne stand und das Publikum mit eigenem Material, aber auch fremden Liedern (z.B. von Buffalo Springfield) bestens unterhielt. Um 14.30 Uhr ging dann aber der Vorhang für die übelste Band des gesamten Festivals auf: Iron Butterfly, einst Hard-Rock-Pioniere, nervten mit erbärmlichem Prog-Rock. Sogar ihren einzigen Hit in 40 Jahren, „In-A-Gadda-Da-Vida“, konnte die Formation, in der mit Drummer Ron Bushy nur noch ein Gründungsmitglied aufscheint, nicht ordentlich spielen.Lässig und kurzweilig präsentierte sich dagegen Willi Resetarits, auf der Bühne an einem Heurigentisch sitzend und mit der Extracombo Lieder in deutscher, kroatischer und englischer Sprache vortragend. Material aus Ostbahn-Zeiten fehlte, dafür gab es solide Van Morrison-Coverversionen. Manfred Mann kam zu spät und wäre eigentlich ebenso wenig abgegangen wie Gary Moore, der wieder einmal 08/15-Blues als Offenbarung verkaufen wollte. Leben ins Geschehen brachte Billy Idol, der seine Hits mit achtziger Posen, viel Spaß und Eigenironie unter das mitsingende Volk brachte. Zwischendurch schlug er „Rebel Yell“ als neue österreichische Nationalhymne vor – vielleicht würde das unsere Kicker vor Länderspielen beflügeln…
Artikel vom 24.07.2006, 09:40 | GB | Wolfgang Hauptmann/APA
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Man braucht nur ein klein bisschen Glück, dann beginnt alles wieder von vorn.