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tolomoquinkolomMöglicherweise ist Art Rock lediglich eine Fortführung psychedelischer Rockmusik mit anderen Mitteln
Wenn die Mittel andere sind, ist es aber auch keine psychedelische Rockmusik mehr, sondern etwas anderes. Um den Ursprung des Zitats aufzugreifen. Krieg ist die Fortführung der Politik mit anderen Mitteln, unterscheidet sich aber von der normalen Politik dadurch, dass er mit dem Frieden inkompatibel ist.
Was du als Art Rock hörst, höre ich als Psychedelic Rock. Das Gehörte ist identisch.
Das halte ich für unwahrscheinlich.
Psychedelische Elemente finden sich für mich nicht nur bei der träumerischen Entrücktheit und der Verspieltheit einiger Songs von MORE. Mir ist nicht bekannt, ob du Schroeders Film kennst.
Nein.
Was auf dich zerfahren und bruchstückhaft wirkt, spiegelt ziemlich genau die Situation der beiden Protagonisten in MORE wieder.
Das mag sein, aber ich kann letztlich nur beurteilen, was ich auf Platte höre. Es ist natürlich legitim, den Film in die Betrachtung einzubeziehen, aber das sollte man dazusagen, sonst sorgt man nur für Verwirrung.
Einfache, poppige Strukturen gibt es in der Musik von Pink Floyd schon seit den ersten Veröffentlichungen.
Ja, sicher. Die Experimente mit der Langform hören auch nie wirklich auf. Dennoch gibt es den Versuch, die eigene Musik etwas vom Brimborium zu entschlacken.
Zum Album OBSCURED BY CLOUDS möchte ich noch anmerken, dass mir die nicht seltene Abneigung gegenüber diesem Werk (die sich wohl hauptsächlich auf dessen Charakter als offenbar minderwertiger Auftragsarbeit bezieht), seltsam erscheint. Die Abweichungen des Scores für Schroeders Film LA VALLEE gegenüber dem unter ganz anderem Titel als OBSCURED BY CLOUDS veröffentlichten Werk, legen eine zusätzliche Bearbeitung für die Album-Veröffentlichung nahe.
Ist das eine Vermutung oder ist das gesichert? Ich kenne auch diesen Film nicht.
tolomoquinkolomMit deiner Einschätzung von ATOM HEART MOTHER (Blendwerk) und OBSCURED BY CLOUDS (Auftragswerk) habe ich kein Problem, auch wenn ich sie nicht teile. Mit den Werken der klassischen Phase komme ich nicht zurecht, wobei sich THE DARK SIDE OF THE MOON in der Zwielichtzone meiner Einschätzungskriterien aufhält (was zum Titel des Albums passt). Was den von dir erwähnten Zenit der Band betrifft, so sehe ich diesen bereits Ende 1972 überschritten. Danach folgt für mich Routine, die hauptsächlich in Autoreflexivität badet. Die sich anbahnenden Auflösungserscheinungen der Band und damit auch langjähriger Freundschaften tragen dem Rechnung.
In Sachen Minenfeld wären wir wieder bei Roger Waters angelangt.
Nachdem das Experiment der Demokratie in vier Teilen, Ummagumma, nicht funktioniert hat, war es klar, dass jemand das Ruder übernehmen musste, sonst wäre die Band vermutlich gescheitert. Insofern ist diese „Waters Ego wurde immer größer und die Band immer schlechter“ eine sehr fragwürdige Herangehensweise, weil man damit eigentlich sehr konsequent an dem, was Pink Floyd eigentlich interessant macht, vorbeisegelt. Nun glaube ich schon, dass das dir ganz recht ist, sonst würdest du nicht tendenziell belanglose Soundtrack-Werke zu den besten Alben erklären.
Wenn man die eigene subjektive Einschätzung mal etwas auszublenden versucht, dann kommt man an der Realität nicht vorbei, dass die Band unter Waters mindestens eine halbe Dekade anstandslos funktionierte und gigantischen Erfolg erzielte. Das sollte man im Rückblick nicht als Waterschen Egotrip kleinreden.
Dass Waters in mindestens drei Alben seine ganz persönliche Weltsicht aufarbeitete und sich zunehmend von der übrigen Band isolierte, das stimmt. Man kann ihm das zum Vorwurf machen, allerdings tat er das mit dem erfolgreichsten Album der Popgeschichte im Rücken. Wenn man das so sieht, dann kann man auch den Anspruch von Waters besser würdigen und versteht, warum gerade The Wall so ein gigantischer Erfolg wurde. Er traf offensichtlich ein Gefühl der Zeit, thematisierte die Wunden einer ganzen Generation, obwohl er das vielleicht gar nicht beabsichtigte.
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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.