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Wer PINK FLOYD nicht aus nostalgischen Gründen oder anderer pathetischer Erinnerungsarbeit verklärt, wessen Ohren nicht durch Fan-Fanatismus dauerhaft verklebt bleiben, dürfte keine Schwierigkeiten mit der Mülltrennung haben und die nachhaltig erhabenen Werke dieser Band von den langweilig würdelosen trennen können.
Über die erste Inkarnation von PINK FLOYD mit Syd Barrett muss man nicht viel reden. THE PIPER AT THE GATES OF DAWN und A SAUCERFUL OF SECRETS sollten in einer Plattensammlung die etwas auf sich hält nicht fehlen. Wenn nicht aus musikalischen Gründen, so doch aus zeitgeschichtlichen oder zumindest wegen beider schöner Albumcover.
Aus der psychedelischen Phase von PINK FLOYD mag ich MORE am liebsten. Die Songs dieses Album schweben nicht nur durch den gleichnamigen Film von Barbet Schroeder, sondern auch durch Raum und Zeit; schwerelos zwischen Hoffnung und Verlorenheit. Ich kenne nicht viele Werke, die im Kontext melancholischer Blues-Elemente, akustischer Folkmusik und heftiger Rockmusik ein derart hohes Niveau erreichen. Nach MORE höre ich oft Can – nicht nur um der Aufforderung des Albumtitels nachzukommen. Das Sex-Album UMMAGUMMA ist als Live-Dokument ganz okay – die exzentrische Studio-Extension nicht uninteressant.
Aus der programmatischen Phase stammen nach meiner Meinung alle drei großen, bedeutenden Meisterwerke von PINK FLOYD: OBSCURED BY CLOUDS (basierend auf dem Soundtrack zu Barbet Schroeders LA VALLEE), ATOM HEART MOTHER (The amazing pudding) und mit geringfügigem Abstand MEDDLE. Was bei diesen drei Alben neben Rockmusik, ätherischen Tönen, klassischen Formen und atonalen, chromatischen, diatonischen Elementen in diese Klangwelt einfließt, ist einfach erhaben. Spannender und betörender kann man Rockmusik, die sich an große Orchesterwerke heranwagt, wohl kaum bepflanzen und gleichzeitig ihre Grenzen bzw. Erweiterungsmöglichkeiten ausloten.
Aus der klassischen Phase von PINK FLOYD finde ich keines der Alben (trotz Jazz-Einfluss, Halbtönen und Tetrachord-Intervallen) wirklich überzeugend. Auch wenn THE DARK SIDE OF THE MOON neben WISH YOU WERE HERE von vielen zu den drei klassischen und wichtigsten Alben der Band gezählt werden (THE WALL aus der intellektuellen Phase wäre das dritte), höre ich hier nur Routine, eklektisches Brimborium und den Ruf nach längst vergangener Größe und Innovationsfähigkeit. ANIMALS halte ich trotz Orwellscher Anspielungen und Sozialkritik für ein eher banales Werk des Übergangs (der sich hier auch durch den Wechsel von Keyboard zu E-Gitarre als prägendem Instrument des Albums manifestiert).
Die intellektuelle Phase von PINK FLOYD mit Militärmusik, komischer Oper und Musikparodie auf THE WALL und dem Falklandkrieg-Geklapper auf THE FINAL CUT sind zum einen eine Zumutung, zum anderen eine monoton-einfältige Katastrophe. In letzterem Werk verabschiedet sich die Band, die zur One-Man-Show geworden ist, entgültig von Musik und Komposition. Die textlastige, verunglückte Antikriegspropaganda von Waters ist zum Davonlaufen. Letzterer läuft dann auch tatsächlich davon.
Die Alben A MOMENTARY LAPSE OF REASON und THE DIVISION BELL aus der sogenannten Nach-Waters-Phase von PINK FLOYD sind ebenfalls nicht mehr der Rede Wert – allenfalls für notorische Komplettisten erwähnenswert. Der ratternde Bandrobot erfüllt seine Programmierung und dudelt sich durch eine aufgeblasene aber blasse Synthese früherer Phasen. Kraftvolle, inspirierende Musik wurde längst durch bloßen Bombast ersetzt. The Show must go on.
P.S.:
Ach ja, mein “bestes” Album von PINK FLOYD ist und bleibt OBSCURED BY CLOUDS.
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