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The Who
23.07.2006 Ulm, Münsterplatz
Endlich nach 9 Jahren war es am Sonntag für mich wieder so weit. Was ich vor 4 Jahren, nach John Entwistle’s Tod, für nicht mehr möglich gehalten habe, The Who live in Germany!
Ein schöner, heißer Tag in Ulm mit Münsterbesteigung, die nach 3 Bier zu einer ziemlichen Herausforderung wurde. Nicht die einzige Hürde die vor The Who zu überwinden war. Mit 10000 Menschen war der Münsterplatz absolut überfüllt, man konnte sich kaum bewegen. Um vom Bierstand wieder vor die Bühne zu kommen brauchte man 20 Minuten und Nerven aus Drahtseilen. Definitiv kein Konzert für Claustrophobiker. Direkt vor der Bühne war der einzige Platz, an dem ich mich nicht wie eine eingerollte Ölsardine in der Dose gefühlt habe.
Die übliche The Who-Supportband „Casbah Club“ spielte in Ulm nicht, dafür gab‘s Ersatz von zwei lokalen Gruppen. „Nickel And Dimes“ waren mindestens so gruselig wie das Nosferatu T-Shirt ihres Bassisten. Selten so schreckliche Musik gehört. Siggi Schwarz und Band hatten relativ vielversprechend angefangen, zumindest im Vergleich zur ersten Band. Schöne Coverversionen von I Shot The Sheriff und Fire von Hendrix. Gegen Ende fand ich sie aber auch ziemlich unerträglich, auch irgendwie lächerlich nach Bob Marley Cover Jah Rastafari zu preisen und danach Springsteen und Dylan (Mighty Quinn) zu singen! Na ja, egal…
Am The Who Konzert gab es für mich absolut nichts auszusetzen. Auch wenn mir der Vergleich fehlt, möchte ich behaupten Pete Townshend und Roger Daltrey samt Band, allen voran Zak Starkey, unverkennbarer Schüler von Keith Moon, waren in absoluter Höchstform. Habe glaube ich noch nie Livemusik mit so viel Energie gehört. Pete Townshend an der Gitarre ist ein unbeschreibliches Phänomen. Von Höhepunkten zu sprechen wäre falsch, das ganze Konzert war ein einziger Höhepunkt! Das für Ulm vorausgesagte Sommergewitter wurde von The Who in musikalischer Form geboten. Relay und Naked Eye gab‘s in extrem ausufernden Versionen. Wunderschön natürlich Behind Blue Eyes, grandios der Tommy Zyklus als Zugabe. Selbst die beiden neuen Stücke fügten sich nahtlos ins Programm ein. Unglaublich wie gut die beiden noch aussehen, they’re real good looking boys. Mir wird ständig nachgesagt ich hätte Ähnlichkeit mit Pete, bisher war ich nie wirklich glücklich darüber, aber wenn ich mit über 60 noch so aussehe, kann ich mich glücklich schätzen!
Vielleicht war Roger‘s Stimme nicht mehr so kraftvoll wie früher, vielleicht hätte sich ein etwas ruhigeres Stück noch gut gemacht. Über irgendetwas von Quadrophenia hätte ich mich noch gefreut aber eigentlich völlig egal. Es war ein unglaublich intensives Konzert, besser hätte es nicht sein können! Was für ein Abend!
Gut finde ich auch, dass The Who jedes Konzert ihrer Europatour als DVD und CD anbieten und die Einnahmen für einen guten Zweck spenden.
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