Re: Syd Barrett ist tot – Shine on you crazy diamond

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Pt. 1 (von Lunentha) eingefügt:

Mein geliebter normaler Bruder Syd

Der „Crazy Diamond“ Gründer von Pink Floyd war kein LSD – Abhängiger oder Einsiedler. Er liebte Kunst und Heimwerken (Do it yourself), erzählt seine Schwester Rosemary dem Biographen Tim Willis in ihrem ersten Interview nach 30 Jahren.
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Als ich vor vier Jahren Barretts Biographie „Madcap“ geschrieben habe, hatte ich vertrauliche Hilfe von Rosemary – seiner zwei Jahre jüngeren Schwester und engste Freundin. Letzte Woche, nach seinem Tod, sprachen wir wieder miteinander und dieses mal offiziell – Das erste Mal nach 30 Jahren, dass sie der Presse ein Interview gegeben hat.

Sie beschreibt ihn als liebevollen Menschen, der das andauernde Interesse an seiner Distanz zu Pink Floyd „einfach nicht verstehen konnte“ und der zu vertieft in seine eigenen Gedanken war, um Zeit mit seinen Fans zu verbringen.
Während ihr Bericht natürlich begründet ist, sollte man aber auch bedenken, dass sie viel Zeit ihres Arbeitslebens als Krankenschwester verbracht hat und kein Anzeichen einer psychischen Krankheit sieht. Als Kinder teilten sich die beiden ein Zimmer und sie erinnert sich, wie er mit dem Bettlaken herumsprang und sich vorstellte ein Orchester zu dirigieren. Er hatte immer einen besonderen Verstand, an der Grenze zu Autismus und Asperger Syndrom (http://www.psychotherapiepraxis.at/art/asperger/asperger.phtml). Er hatte ein seltenes Talent, Zweideutigkeiten in Sprache zu instrumentalisieren und machte Erfahrungen mit Synästhesie – der Fähigkeit „Geräusche zu sehen und Farben zu hören“ – Was einen großen Einfluss auf seine Musik in seiner psychedelischen Phase hatte.

Als aktiver Künstler, einem Label verpflichtet, stand er unter einer enormen Anspannung. Er fand nicht nur Erfolg – eine zweiseitige Medaille, er hatte außerdem einen tiefen Widerwillen gegen die kommerziellen Forderungen der Plattenfirma. Er war völlig fertig. Zwischen Januar 1966, als Floyd professionell wurden, und Januar 1968, spielte Barrett 220 Auftritte in Großbritannien – nicht zu erwähnen, die überregionalen Ausstrahlungen und Auftritte – und schrieb, nahm auf und koproduzierte zwei Hitsingles und das meiste des ersten Band Albums und einen großen Teil des zweiten.

Auch wenn seine enthusiastischen Aufnahme verschiedenster erreichbarer Drogen vielleicht ein etwas verstörtes Verhalten ausgelöst hatte, so ein Stress könnte jeden zu einem Nervenzusammenbruch bringen.

Seit 1981, als er aus London in die Vorstädte seiner Heimat Cambridge zog, seinen Namen Roger wieder annahm um Zuhause mit seiner Mutter in einer bescheidenen, bequemen Wohnung zu leben, machte er einen langsamen aber entscheidenden Prozess durch.

Rosemary ist felsenfest davon überzeugt, dass er weder an einer psychischen Krankheit litt, noch dass er irgendwelche Behandlungen brauchte, seit sie den Kontakt vor 25 Jahren wieder hergestellt hatten. Zunächst verbrachte er einige Zeit in einem privaten „Zuhause für verlorene Seelen“ – Greenwoods in Essex – aber sie sagt, da gab es kein formelles Therapieprogramm. („Und nebenbei, es störte ihn nicht, weil er sehr zufrieden damit war, Körbe zu weben und Dinge herzustellen.“) Später willigte er ein, ein paar Sitzungen mit einem Psychiater im Fulbourn psychiatric hospital, in Cambridge, zu verbringen, aber er bekam weder Medikamente noch war die Therapie angebracht. Er hätte vielleicht weiterhin soziale Interaktionen schwierig gefunden – Als ich an seiner Tür klopfte während ich mein Buch schrieb begrüßte er mich in Unterhosen und verweigerte ein Gespräch, da er nach dem Haus sehen müsse – aber der Gedanke, „dass er nicht wusste, dass er Syd sei“ ist Unsinn. Seine schwierigen Jahre waren so schmerzhaft, selbst der Gedanke an sein früheres Leben machte ihn wütend, also machte er einen bewussten Versuch, die Falle zu umgehen.
Weil er so interessiert in seinen Gedanken war, sagt seine Schwester, vergaß er oft die irdische Hausarbeit, die essentiell war, um sich wohl zu fühlen. Um ein Auge auf ihn zu haben, besuchte sie ihn oder rief ihn jeden Tag an und manchmal begleitete sie ihn bei seinen Ausflügen in die Stadt.
Anfang des Jahres sah ein alter Freund das Paar bei Robert Sayles, dem Cambridger Kaufhaus, und ging zu ihnen um die Freundschaft zu erneuern/wieder aufzunehmen. „Hallo, Syd,“ sagte er. „Erinnerst du dich an mich?“ „Yup/Yepp“, antwortete Barrett. Aber Rosemary griff ein mit „Roger möchte heute nur ein paar Krawatten kaufen“, und führte ihren Bruder weg. Jetzt gibt sie zu, vielleicht etwas überfürsorglich gewesen zu sein.

Barrett lebte zusammen mit seiner Mutter bis sie 1991 starb und lebte dann alleine da. „So vieles in seinem Leben war so langweilig normal“, sagt Rosemary. „Er sorgte für sich selbst und das Haus und den Garten. Er kaufte seine Grundversorgung mit seinem Fahrrad ein – verbrachte immer einige Zeit mit den örtlichen Ladeninhabern – und er ging in Heimwerkerläden wie B&Q um Holz zu besorgen, um Zuhause daraus etwas für Haus und Garten zu machen.
„Eigentlich war er ein hoffnungsloser Heimwerker, er lachte immer über seine Versuche aber er genoss es. Dann war da noch sein Kochen. Wie jeder, der alleine lebt, fand er das manchmal langweilig aber er wurde gut in Curry-Gerichten.

Pt. 2 (von PinkFlo)

“Wenn Roger gearbeitet hat, hörte er am liebsten Jazz- Bänder an. Thelonious Monk, Django Reinhardt, Charlie Parker und Miles Davis waren seine Favoriten- er fand in ihnen immer etwas neues- aber mit Ausnahme der frühen Rolling Stones hatte er seine Interesse für Popmusik schon vor langer Zeit verloren.

„Er hatte nie das Bedürfnis einen Fernseher oder Radio zu besitzen, weil er keine Energie verschwenden wollte sich darauf zu konzentrieren. Es war nicht so, dass er sich nicht konzentrieren konnte. Er las intensiv und viel über Kunstgeschichte und schrieb sogar ein unveröffentlichtes Buch darüber. Ich bin im Moment zu traurig um es zu lesen. Aber er fand seinen eigenen Geist so packend, dass er nicht abgelenkt werden wollte.

„Er hatte auch Hobbys. Er begann mit der Photographie und manchmal fuhren wir zusammen ans Meer. Ziemlich häufig nahm er alleine den Zug nach London, um dort die großen Kunstausstellungen zu besuchen – und er liebte Blumen. Er machte regelmäßig Fahrten zu den botanischen Gärten und zu den Dahlien bei Anglesey Abbey, nahe bei Lode. Aber – natürlich- seine Passion war seine Malerei.

„Roger arbeitete in den verschiedensten Stilrichtungen- auch wenn er keine Richtung nach den Impressionisten mehr bewunderte – und man kann sagen, er kreierte seinen eigenen Stil von konzeptioneller Kunst. Er würde eine bestimmte Blume Photographieren und davon eine große Leinwand malen. Dann würde er das Malen photographisch dokumentieren, bevor er die Leinwand zerstört hätte. Auf eine Weise war das seine typische Annäherung an das Leben. Wenn einmal etwas vorbei war, dann war es vorbei. Er hatte kein Bedürfnis zurückzukehren.

„Das ist, weshalb er den Kontakt zu Journalisten und Fans vermieden hatte. Er konnte deren Interesse an etwas, was vor so langer Zeit geschehen ist, nicht verstehen und er wollte sich nicht in seiner eigenen Muße für ihr Heil stören lassen. Nach einer Weile hörten er und ich auf über die Zeiten, die ihn aufregten, zu diskutieren. Wir wussten beide was wir dachten, und hatten dem einfach nichts mehr hinzuzufügen. Es wurde am leichtesten so zu tun, als ob diese Zwischenfälle nie passiert wären, und sie einfach auszublenden.

„Roger war vielleicht ein bisschen egoistisch- oder eher selbstverliebt- aber wenn die Leute ihn einen Einsiedler genannt haben, haben sie wirklich nur ihre eigene Enttäuschung auf ihn projiziert. Er wusste was sie wollten, wollte es ihnen aber nicht geben.

„Roger war einzigartig; sie fanden keine Wörter ihn zu beschreiben, also steckten sie ihn in eine Schublade. Wenn sie ihn nur mit Kindern gesehen hätten. Seine Nichten und Neffen, die Kinder in der Straße – Er war ganz verrückt nach ihnen. Er konnte lange reden und er spielte in einer Weise mit Wörtern, wie es den Kindern instinktiv gefällt, auch wenn es einige Erwachsene manchmal nicht verstanden haben.

Er hat sich auch immer sehr gut angezogen. „Er ist nie der Mode gefolgt- er hat einfach das gekauft, was ihm gefallen hat- aber er wollte immer vorzeigbar aussehen. Seine Kleider waren immer sauber und gebügelt. Ehrlich- er war davon besessen.

Barrett litt seit 30 Jahren an Magengeschwüren- die er durch Milchtrinken in den Griff bekam- und ebenso an fortgeschrittener Diabetes. Manchmal nahm er seine Tabletten mehrere Tage lang nicht ein- was mich, als Krankenschwester, beunruhigen konnte. Aber um ehrlich zu sein, ich konnte nie richtig bestimmend sein, da er nie Krankheitssymptome zeigte.“

Was er zeigte, sagte sie, war Liebe:“ Ich gab sie ihm, und er gab sie mir. Er war unglaublich unterstützend, als unsere Mutter starb. Und in der vergangenen Woche stellte ich überrascht fest wie beliebt er bei den örtlichen Geschäftsleuten war. Er war einfach eine sehr liebenswerte Person.

„Er zeigte seine Persönlichkeit in vielen verschiedenen Arten- die einige Außenstehenden verwirrend vorgekommen sind- aber im Grunde war er stabil wie ein Fels. Es war vielleicht eine Verantwortung sich um ihn zu kümmern, aber es war nie eine Last.

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Wenn ich meinen Hund beleidigen will nenne ich ihn Mensch. (AS) „Weißt du, was ich manchmal denke? Es müsste immer Musik da sein. Bei allem was du machst. Und wenn's so richtig Scheiße ist, dann ist wenigstens noch die Musik da. Und an der Stelle, wo es am allerschönsten ist, da müsste die Platte springen und du hörst immer nur diesen einen Moment.“