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Sonic JuiceWenn Dylan mal seinen Schwanengesang veröffentlicht, werde ich das sicherlich auch recht spannend finden.
Aber der wesentliche Unterschied zwischen Cash und Dylan´s Alben ist für mich ganz simpel die Qualität der Songs und ihrer Interpretation, der Arrangements und des Klangs. Da sehe ich überall Cash vorne. Cash legt seine Seele bloß und schüttet sein Herz aus. Bei Dylan finde ich keinen einzigen Song, der mich so umhaut wie „Love´s Been Good To Me“. Das liegt aber wohl auch daran, dass ich Dylan als ziemlich kühl, distanziert, egozentrisch, misanthropisch und hönisch wahrnehme, so wie er eben auch auf den Konzerten rüberkommt. Wenn er etwas sänge wie „You are my sunshine“ oder „Because You´re Mine I Walk The Line“, würde man ihm es nicht abkaufen. Seine Texttiraden berühren mich eben nicht so arg. Vielleicht auch ein Grund, weshalb ich mit ihm nicht so recht warm werde… Ich habe einfach nicht das Gefühl, dass er diese Songs für mich singt.
Hier kann ich jetzt nicht wirklich wiedersprechen, Cash trifft einen mit einem „Love´s Been Good To Me“ direkt genau da wo´s weh tut, mitten ins Herz. Das passiert mir bei Dylan nicht so schnell und unmittelbar aber eben dann plötzlich doch z.B. bei „When The Deal Goes Down“. Dauert halt nur etwas länger und darin würde ich die Stärke bei Dylan ausmachen. American V. kennt man nach dem ersten hören in und auswendig. Musik wie Texte kommen einem schon beim zweiten Hördurchgang so vertraut vor, als würde man sie schon ewig kennen. MT enfaltet sich viel langsamer. Die Melodien sind unkonkreter und die meisten Texte lassen mehr Leerstellen und Spielräume. Über Arrangements und Klang kann man jetzt streiten. Finde ich bei beiden Platten genau richtig.
Die generelle Einschätzung trifft im direkten Vergleich mit Cash bestimmt zu und macht auch die jeweilige Rolle der beiden deutlich. Cash, der offene, distanzlose Menschfreund, der bei seinen Konzerten auch mal den Geburtstagswunsch eines Fans erfüllte beackerte letzendlich doch ein völlig anderes Feld als Dylan. Würde jetzt aber etwas weit führen.
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