Re: Bob Dylan – Modern Times

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sonic-juice
Moderator

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BullittWas vestehst du denn unter „besonderer Relevanz für die Popkultur“? Gibt es überhaupt noch einzelne Alben aus den letzten 10 Jahren, die eine solche Relevanz hatten? Verstehe auch nicht so ganz warum bei Dylan nach wie vor solche gigantischen Meßlatten aufgelegt werden.

„Gigantisch“ ist das nicht, was ich darunter verstehe. Habe ich hier auch schon mal versucht zu erklären. Also nochmal: In einer Liste von aktuellen Platten, die man 2006 gehört haben sollte, taucht „Modern Times“ bei mir nur unter ferner liefen auf. MT ist doch, wenn man mal den Namen Dylan wegdenkt („das erste Album seit 5 Jahren mit 10 neuen Songs!“… huuu…) neben allen anderen Neuerscheinungen, die hier wohlwollend besprochen werden, einfach .. unspannend. Ich habe hier auch schon mal den Vergleich gebracht, dass eine neue Frank Black oder Lemonheads auch keine Titelstorys mehr provoziert, das ist sehr anständige Musik, für mich persönlich immer potentielle ****-***** (allerdings musikalisch eben auch immer noch weitaus frischer als MT), aber ich würde sie – anders als Black´s Pixies-Werke – nicht unbedingt als spannend und bedeutsam einstufen. Von daher ist es schon konsequent, dass Magazine wie Spex und Intro solchen Platten nicht mal eine Fußnote gönnen. Die Fans klassischer Rockmusik kaufens halt sowieso.

Beim Hören von Modern Times ist mir gestern plötzlich der ganze lästige Solokram von Mark Knopfler eingefallen! Da war ich mir dann recht sicher, dass *** eigentlich völlig ausreichen, zumal ich wirklich nicht soviel Wert auf Textorgien lege. MT bietet halt gediegene Musik zum Mitwippen mit oft tausendmal gehörten Melodien. Selbst viele Fans erklären ja recht einmütig, dass die Songs und Arrangements nicht gerade begeistern, dass es eher, tja was, die Texte und die Stimme (?) sind, wobei die Stimme auch nur im Dylanschen Binnenkosmos „herausragend gut“ ist, im allgemeinen Vergleich einfach nur akzeptabel. Da halte ich dann eine Bewertung über ***1/2 für recht großzügig, zumal es ja genug aktuelle Platten gibt, die gute Texte und guten Gesang zuzüglich originelles Songwriting und ansprechende Arrangements haben (die Produktion von MT halte ich übrigens auch nur für „ganz okay“ und nicht gerade für wahnsinnig transparent und audiophil).
Das ist doch eigentlich klassisches Easy Listening (und meinetwegen Heavy Reading) für Rolling Stone-Leser, oder?

Ich werde mir aber tatsächlich noch den Rolling Stone kaufen, allein schon wegen der Besprechung von Brüggemeier. Wenn er seine Bewertung clever begründet, hat er meinen Respekt. Unter Doeblings Besprechung hätte ich auch gut *** subsumieren können, obwohl er es ja als **** meinte. Da ich viel Geld fürs Vinyl ausgegeben habe, freue ich mich ja, wenn ich noch vom Gegenteil überzeugt werde (aber wir wissen ja sowieso: *** ist eine gute Note! :-)).

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