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Jan Wigger vergibt im Spiegel-Online 9 von 10 möglichen Punkten:
Wie gut die Hälfte der nunmehr 44 Studioalben von Bob Dylan sagt auch „Modern Times“ schon mit den ersten Takten von „Thunder On The Mountain“ nichts anderes als: Ich bin der Herr, dein Gott, der dich aus der Knechtschaft geführt hat. Du sollst keine anderen Götter haben neben mir. Dennoch ist Dylan kein Enigma, kein Geist, der großzügig zu seinen Jüngern hinabsteigt. Dylan ist bis auf weiteres ein Songschreiber, der größte lebende Songschreiber natürlich, einer, der ungefähr alle fünf Jahre ein neues Album herausbringt und in der Zeit, die dazwischen liegt, tourt und tourt und tourt, weil er längst nicht mehr anders kann. Martin Scorseses grandiose Dokumentation „No Direction Home“ vermittelte perfekt die Illusion, man sei Bob Dylan näher gekommen. Doch „Modern Times“ ist wieder Musik aus einer anderen Wirklichkeit: So zartfühlend, so akkurat, wachsam und bedacht wie im besten Track „Workingman’s Blues #2″oder in „Spirit On The Water“ hat Dylan vielleicht seit „Standing In The Doorway“ nicht mehr gesungen. Durch die modernen Zeiten, die der Dichter hier beschwört, ziehen sich wie üblich Blues, Jazz, Boogie, Honky-Tonk, Swing, Folk und alles andere, was bei Dylan stets zusammenfließt und immer gleichermaßen aktuell und zeitgemäß bleibt. „We live and we die, we know not why / But I’ll be with you when the deal goes down“, bemerkt Bob trocken im stoisch vorwärts schleichenden „When The Deal Goes Down“. Ein Hoch auf die Vergeblichkeit. Ein Hoch auf Bob Dylan. (9) Jan Wigger
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