Re: (25) Jazz-Faves

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gypsy-tail-wind
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bichoWas hältst du eigentlich von den Solo-Aufnahmen von Django Reinhardt?

Django muss ich mal ernsthaft hören, endlich mal mich hinter die drei „Saisons“ von Frémeaux machen… die ersten beiden hab ich schon rumstehen. Ich halte ihn auf jeden Fall für einen der ganz grossen, seine Musik berührt mich immer wieder. Aber konkret zu Solo-Aufnahmen kann ich mich derzeit nicht äussern, ich hab noch kaum welche gehört.

Nochmal zu Bailey – je länger ich Jazz höre, desto mehr wächst mein Respekt von der kleinen Form, der Miniatur. Die 78er Schellack-Platten, die bis in die 40er üblich waren erlaubten normalerweise ca. 3 Minuten Musik, darin musste dann alles, was zu einem bestimmten Thema gesagt werden konnte, komprimiert werden. Das halte ich für eine unglaubliche Leistung… man höre sich etwa die Basie Deccas an, oder irgendwas von Ellingtons zahllosen 30er Aufnahmen… oder Charlie Parkers Savoy und Dial Sessions, Bud Powells erste Blue Note Sessions, Monk auf Blue Note – diese Dichte finde ich immer faszinierender, auch weil sie kaum erlaubt, in den uns gewohnten Zeit-Einheiten Musik richtig zu hören (40 Minuten, 60 Minuten, 80 Minuten), weil vieles schon nach drei, vier Stücken einfach zuviel wird, weil so vieles auf so engem Raum gesagt wird. Das ist hohe Kunst, die ja keineswegs auch bei Live-Auftritten gepflegt wurde, sondern die in der künstlichen Atmosphäre der Studios, quasi als Tugend aus der Not, entstand.

Daher tendiere ich wohl auch bei Derek Bailey eher zu den Miniaturen (Ballads – Standards war ja ein second helping) als zu den grossen Formen.

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