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Heiliges Blechle ! Was ist das denn für ein infernalischer Lärm, der einem gleich beim ersten Stück „Pass The Hatchet, I Think I´m Goodkind“ von Yo La Tengos Album „I´m Not Afraid Of You And I Will Beat Your Ass“ entgegenschlägt ? Verzerrte, wahlweise auch verhallte Gitarren, monotoner Rhythmus, ein paar schwer verständliche Textzeilen, das Ganze zu allem Überfluss, Album- und Tracktitel deuten es schon an, auf psychedilisch-progrockige elf Minuten Spielzeit ausgewalzt… Wer nicht schon beim ersten Stück aufgibt, und diese Platte entnervt aus dem Player zerrt, erlebt im weiteren Verlauf der Scheibe eine äußerst bunte und gewöhnungsbedürftige Mischung ungewöhnlicher Stücke, die sich einer eindeutigen Zuordnung zu einer bestimmten Stilrichtung standhaft widersetzen. „Beanbag Chair“ z.B., am ehesten ein durchschnittlicher Pop-Song, bringt eine ungewohnte Bläser-Sequenz mit. Das balladeske „I Feel Like Going Home“ enthält eindringliche Streicher-Linien und „Mr Tough“ wird von einem Piano-Loop und wiederum Bläser-Sätzen getragen. Auch „Black Floors“ kann mit Streichern und Bläsern aufwarten, hinzu kommt hier allerdings noch ein vertracktes Schlagzeugmuster. In „The Room Got Heavy“ wird gar die gute alte Hammond-Orgel noch mal aus der Ecke geholt und darf gehörig vor sich hin wimmern und kreischen. Von „Daphnia“ ließe sich ( wenn es den Tatsachen entspräche ) gar ohne größere Probleme behaupten, Yo La Tengo hätten hier dreist bei den späten Pink Floyd abgeschrieben, so ähnlich gestalten sich Sound und Aufbau des Titels. Genauso verhält es sich mit „I Should Have Known Better“, bei dem, nein, nicht an die Beatles, sondern an die Floyd der Frühphase erinnert wird. Krachig-punkig geht es mit „Watch Out For Me Ronnie“ weiter, wohingegen „The Weakest Part“ und „Song For Mahalia“ eher wieder die leichtere Pop-Schiene bedienen. Bevor die Gefahr besteht, zu sehr in den Mainstream abzurutschen, greifen Yo La Tengo im vorletzten Stück „Point And Shoot“ noch einmal in die Psychedelic / Prog – Schublade und auch die Hammond-Orgel meldet sich wieder zu Wort. Wer es dann bis hierhin geschafft hat, bekommt zum krönenden Abschluss der Platte noch die Gelegenheit, der knapp zwölfminütigen, vertonten „Story Of Yo La Tengo“ zu lauschen…
Insgesamt springt die Gruppe auf dieser Platte also munter und ohne Rücksicht auf Verluste zwischen verschiedensten Stilen, eigenwilligen Arrangements, Effekten, und Reminiszenzen an Kollegen wie Radiohead, Chemical Brothers, Archive, den bereits genannten Pink Floyd ( oder wer einem bei dieser Mixtur noch in den Sinn kommen mag ) umher, dass es Einem ob dieser Vielfalt beinahe schwindelig werden könnte.
Alles in allem, und um möglichen Missverständnissen entgegenzutreten, ist „I´m Not Afraid Of You And I Will Beat Your Ass“ eine tolle, überdurchschnittlich gut gelungenen Platte, die mit den Highlights „Pass The Hatchet, I Think I´m Goodkind“, „I Feel Like Going Home“, „Black Flowers“, „The Room Got Heavy“, „Daphia“, „I Should Have Known Better“, „Watch Out For Me Ronnie“, „Point And Shoot“ sowie „The Story of Yo La Tengo“ eine Punktwertung von **** erhält.