Re: Bonnie ‚Prince‘ Billy – The Letting Go

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Gang of One

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Lengsfeld Als Grund für die Wahl Dawn McCarthys als Gesangspartnerin kann ich mir leider nur einen hormonellen vorstellen. In der RS-Rezension wird sie als Muse beschrieben. Mag spekulativ klingen, für mich im Moment die einzige Erklärung.

Was der Meister selbst dazu sagt:

Will OldhamIch hörte sie das erste Mal auf einer CD ihrer Band Faun Fables, als ich bei einem Freund übernachtete. Ich hatte noch nie eine so schöne Stimme gehört. Ich kontaktierte sie und fragte, ob wir nicht einmal zusammen musizieren könnten. Sie war interessiert. Zunächst kam sie mit ihrer Band als Support mit auf Tour. Im Rahmen dessen stand sie dann auf einmal mit uns auf der Bühne und sang zu einem meiner Songs. Das war so gut, dass klar war, dass sie auch auf meiner nächsten Platte singen würde. (…) Ihre Art, stimmlich mit meinen Songs zu harmonieren, ist einzigartig. Das kommt wohl daher, dass sie eine sehr offene, interessierte Person ist, die sich mit vielerlei Arten von Folklore beschäftigt hat. Sie kennt sehr viele obskure Bands mit noch obskureren Stilarten. Ich lerne von ihr, jedes Mal, wenn ich sie treffe.”

Quelle: http://www.intro.de/magazin/musik/23037484?current_page=2

Mir hat ihr Gesang auf Anhieb gut gefallen und daran hat sich auch nichts geändert – er kontrastiert schön mit dem Oldhams und ist recht variabel. An Enya kann ihre Stimme mich schon deshalb nicht erinnern, weil ich nichts von Enya kenne (oder doch, „Amarantine“ – aber so klingt hier eigentlich nichts). Bei „Strange Form of Life“ ist mir stattdessen Chan Marshall eingefallen…

Das Album gefällt mir. Es fängt sehr homogen und geschlossen an und franst dann immer mehr aus – ob ich das gut oder schlecht finde, weiß ich noch nicht. Mit „Love comes to me“, „Strange Form of Life“ und „Cursed Sleep“ sehe ich einige der Höhepunkte in der ersten Hälfte konzentriert. „Big Friday“ ist mir ein bißchen zu hübsch, bei „Lay and Love“ bin ich mir nicht sicher, ob der „moderne“ Beat eine gute Idee war (aber der Song ist gut). „God’s small Song“ klingt in der Tat ein bißchen „esoterisch“ (ich höre die Geister singen), was mir aber nichts aussacht. „The Seedling“ finde ich richtig aufregend: Ich höre Besessenheit und Tollheit in diesem Arrangement.
(Der Kritiker Andy Gill schreibt am Ende seiner kurzen Besprechung etwas von einem „alptraumhaften Effekt“.)

Andy GillBonnie „Prince“ Billy’s oeuvre is riddled with ambiguity and emotional confusion, and The Letting Go is no exception: love songs incorporate terms of fear and hate, and death is discussed with a discomfiting, almost jaunty, amiability. „When the numbers get too high/ Of the dead flying through the sky/ Oh, I don’t know why/ Love comes to me,“ he sings in the opening „Love Comes To Me“, and it’s impossible to tell whether he’s being spiteful, or happily haunted. The lines „In the quiet of the day, well, I laid her low/ And used her skin as my skin, to go out in the snow“ could refer to sex or murder. Mistrust, alienation, contempt, obsession – these are the staples of his work, but swaddled in melodies and arrangements whose sweetness masks their impact. The effect is heightened here by the constant presence of a second singer, Dawn McCarthy, whose pure, stern tone contrasts with his weatherbeaten husk of a voice; and by the often baleful string arrangements that shroud the songs – particularly effective on „The Seedling“, where two disparate arrangements are combined to nightmarish effect.

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To Hell with Poverty