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Ich kann nur sagen, daß diese Platten voll ist mit Liedern, für die das Wort Kleinod noch erfunden werden müßte, wenn es dieses nicht schon geben würde und wenn es nicht dererat inflationär gebraucht werden würde. Die Lieder wirken in einer Weise klein, als daß sie intim und persönlich sind, einen auf dieser Ebene ansprechen und treue Begleiter in regnerischen wie an sonnigen Tagen werden. Sie sind groß in ihrer Wirkung, entfalten ihre volle Größe erst nach mehrmaligen Hören. Spätestens dann ist man auch der weiblichen Stimme verfallen, die manchmal zwar esoterisch klingt, dennoch immer tröstend und zugleich aufwühlend funktioniert und pure Seele zu sein scheint. Ich wundere mich allerdings, daß niemand die große Ähnlichkeit mit Heather Nova erwähnt hat – oder ist dieser Vergleich tabu, da Heater Nova wohl doch eher einem kommerzielleren Umfeld zugerechnet wird? Ich konnte mich hingegen dieses Eindrucks nicht erwehren, finde ihn auch nicht schlimm.
Wenn man ein (vorläufiges) Fazit ziehen müßte, dann würde ich diese Platte als die bisher größte bezeichnen, die sich weitestgehend im Songwriter-Genre aufhält, obwohl natürlich so manch schräge Effekte sich einschleichen und diese Platte somit dem Indie näher bringen. Eine Platte, die nicht mehr bewußt schräg sein will, die ernsthaft ist und über die man doch an manchen Stellen auch lachen kann, weil sie sich selbst nicht allzu ernst nimmt. Dennoch: Bonnie Prince Billy meint es mit dieser Platte wohl tatsächlich ernst, sie ist nicht mehr zerfahren, nicht mehr fragmentarisch, sie wirkt und ist homogener als alles andere von ihm zuvor, es ist eine Platte, die aufs ganze geht und dennoch niemals aufdringlich wirkt. Das alleine ist schon große Kunst, die Musik tut ihr übriges dazu. Eine Platte, die noch lange nachhallen wird, obwohl sie sich niemals aufdrängt, plötzlich aber ganz selbstverständlich zum Musikalltag dazugehört und immer wieder aufs Neue verzaubert.
Für mich ist klar:
****,5
lg
Markus
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Even I, as sick as I am, I would never be you... (Morrissey)