Re: Babyshambles

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clau
Coffee Bar Cat

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Aus dem Hamburger Abendblatt:

Sie sahen, spielten und siegten

Punkrock: Und die Babyshambles kamen doch

HAMBURG –
Als Pete Doherty und seine Band Babyshambles am Freitag abend um 20.45 Uhr die Bühne des ausverkauften Grünspans betraten, konnten es viele Fans nicht fassen. Der Musiker war anwesend, nüchtern und offenbar gut gelaunt. Da blieb kaum Zeit, die Vorkommnisse der vergangenen Tage mit Konzertabsagen in letzter Minute (Köln) oder stundenlanger Verspätung (Berlin) mit anderen Konzertgängern zu rekapitulieren.

Es wurde eines der wohl planmäßigsten Konzerte der Babyshambles seit langem: Die Vorgruppe The Roosters eröffnete kurz vor acht mit ihrem Punkrock Marke The Hives. Der Veranstalter versicherte derweil auf Nachfrage, daß Doherty bereits den Backstage-Raum betreten habe.

Tatsächlich begann der Auftritt dann wenig später pünktlich – und vortrefflich. Schon nach den ersten Songs „La Belle And La Bête“, „Pipedown“ und „Sticks And Stones“ stürzte sich Pete Doherty kopfüber in die Menge und ließ sich von frenetischen Fans auf Händen tragen. Der Engländer suchte den Körperkontakt zu seinen Anhängern, schüttelte Dutzende Hände. Zugleich eine Quasi-Verbrüderung und beschwichtigende Geste für seine (Drogen-)Kapriolen: Wir gegen den Rest. Ist doch egal, was andere sagen. Brause trinkend und mit einer für ihn typischen Schiebermütze kriegte er sie an diesem Abend fast alle. Das Konzert wurde zur Sause. Das Grünspan zur Sauna. Und jeder Mensch vor der Bühne zu einem hüpfenden Heizstab. Umsichtig versorgte Doherty seine Fans mit etlichen Wasserflaschen.

Bassist Drew McConnell und Schlagzeuger Adam Ficek hielten die Schepperpunk-Pop-Songs auf Kurs, während an der zweiten Gitarre ein Ersatzmann für den wegen Drogen indisponierten Patrick Walden hantierte. Ansagen gab es kaum, dafür zwei neue Songs. Die Singles „Albion“ und „Killamangiro“ gerieten zu Mitsing-Festen, mit dem Hit „Fuck Forever“ nahte der Höhepunkt des Abends. Die Rollen schienen vertauscht: der relativ klare Doherty auf der Bühne und die wie auf Drogen ekstatisch feiernden Fans davor.

Den Schlußpunkt nach knapp 80 Minuten und einer Zugabe markierte ein Song von Dohertys alter Band, The Libertines, mit dem treffenden Titel „Time For Heroes“.

Im Fußballdeutsch würde es heißen, Doherty gab die Antwort auf dem Platz. Nach der republikweiten Medienschelte der vergangenen Tage wegen seiner drogenbedingten Unzuverlässigkeiten hat er mit dem überzeugt, was er am besten kann: mit seiner Musik. Leider ist davon auszugehen, daß dieser positiven Nachricht bald wieder neue Skandalschlagzeilen von Verhaftungen und Abstürzen folgen werden. Vielleicht werden die Fans, die beim Hamburg-Auftritt im Grünspan dabei waren, dann noch ungläubiger staunen, daß sie tatsächlich ihren musikalischen Helden bei einem runden Konzert live erleben durften.

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How does it feel to be one of the beautiful people?