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CanzioneEin letztes Mal:
Wenn es richtig ist, dass die Musik eine Sprache ist, hat diese Sprache ihre Elementarbausteine, die Töne; sie hat ihre Sätze, die beginnen, unterbrochen werden und schließen; zwischen den Tönen und den Sätzen aber ist nichts. Die Natur hätte es so einrichten können, dass die Musik unseren Bedürfnissen dient wie die artikulierte Sprache: „Damit der Gesang Ideen zum Ausdruck brachte und vermittelte, hätte die Übereinkunft sie damit verbinden müssen: nichts war leichter. Ein Akkord aus zwei Tönen im Terzabstand hätte ´Brot´bedeutet.“ (Chabanon) Aber die Musik kennt kein Wörterbuch. Und daraus erwächst die Konsequenz: Während die gesprochene Sprache dieselbe Idee durch Umstellung der Wortfolge oder mit anderen Worten zum Ausdruck bringen kann, ist das in der Musik eben gerade nicht möglich. „Die Redewendungen und die Wörter sind nur die konventionellen Zeichen der Dinge: diese Wörter, diese Redewendungen, die Synonyme, die Äquivalente haben, lassen sich durch sie ersetzen.“ (Chabanon) In der Musik dagegen „sind die Töne nicht der Ausdruck der Sache, sie sind die Sache selbst.“
Die musikalische Sprache hat keine dem Wort entsprechende Artikulationsebene. Oder: Die Musik hat keine Worte.
Mal wieder ein bisschen Unsinn, da du Zitate so liebst, diesmal mal nicht von mir, sondern vom Meister des philosophischen sprachpragmatischen Unfugs, Ludwig Wittgenstein, aus den „Philosophischen Untersuchungen“.
„40. Es ist wichtig, festzustellen, dass das Wort >Bedeutung< sprachwidrig gebraucht wird, wenn man damit das Ding bezeichnet, das dem Wort >entspricht<. Dies heißt, die Bedeutung eines Namens verwechseln mit dem Träger des Namens. ... 43. Die Bedeutung eines Wortes ist sein Gebrauch in der Sprache. .... 49. Man kann sagen: Mit dem Benennen eines Dings ist noch nichts getan. Es hat auch keinen Namen, außer im Spiel. Das war es auch, was Frege damit meinte: ein Wort habe nur im Satzzusammenhang Bedeutung." Worte sind mithin eben kein "Ausdruck einer Sache", wie man im 18. und ggfs. auch im ausgehenden 19. Jahrhundert noch meinen konnte. So weit auseinander, wie du überzeugt bist, sind Sprachspiele und Musikspiele nicht. "432. Jedes Zeichen scheint [I]allein tot. [I]Was gibt ihm Leben? - Im Gebrauch [I]lebt es. Hat es da den lebenden Atem in sich? - Oder ist der [I]Gebrauch sein Atem?" Ich empfehle dir dringend die Lektüre der PU für ein grundlegendes Update auf Sprache 2.0 im 21. Jahrhundert. Und für die Funktion oder Funktionslosigkeit von Musik übrigens macht das immer noch nichts aus. Das ist einfach ein anderes Thema.
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The only truth is music.