Re: Funktionen von Musik

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ah-um

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Wir hatten eine ähnliche Diskussion neulich bei der Frage nach dem „Wert von Musik an sich“.

Die wohl herrschende Meinung war dort, dass der Wert von Musik in ihrer Eigenschaft liege, Gefühle auszudrücken und auszulösen.
Ich habe versucht, noch eine weitere Dimension aufzuzeigen: Musik (oder Kunst im Allgemeinen) als ein Haschen nach Transzendenz, der Versuch, mit der Schönheit selbst in Kontakt zu treten. Dieses Verständnis ist keineswegs exotisch, sondern wie Daniel richtig bemerkt, fest in Platon’schem Idealismus und damit dem abendländischen Denken verwurzelt.

Ich selbst bin keineswegs von der Präexistenz der Ideen im Sinne Platons überzeugt. Aber man kommt beim Nachdenken über Musik nicht um solche Gedanken herum, eben weil sie seit Jahrtausenden unser Denken – und damit auch das der Musiker – bewusst oder unbewusst prägen.

Wenn ihr mich fragt, warum ich Musik höre, dann ist die Antwort wesentlich banaler:

Bei Minus-Tätigkeiten wie Autofahren oder Bad putzen dient sie einfach zur Auflockerung und Unterhaltung.

Wenn ich mich hinsetze und konzentriert zuhöre, dann einfach weil das Gehörte mir einen schwer zu beschreibenden Genuss vermittelt. Hirnforscher berichten an dieser Stelle regelmäig etwas vom „Belohnungszentrum“.

Die Sache mit der Identitätsstiftung durch Popmusik hat im Laufe des Erwachsenwerdens erheblich an Bedeutung verloren.

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There is a crack in everything; that's how the light gets in. (Leonard Cohen)