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Folgende Kritik bei Spiegel-online (kommentarlos):
Nachdem die Fraktion der kleinkarierten Eierköpfe Deutschlands in einer ihrer letzten Coolness-Sitzungen mehrheitlich beschlossen hat, dass Texte über Raben, Apfelsorten und Schmetterlinge aus bestimmten, meist diffusen Gründen eher unangenehm berühren und Blumfeld-Sänger Jochen Distelmeyer im wahren Leben eigentlich Schrebergärtner ist, naht nun neuer Ärger: Das vierte Kante-Album heißt ausgerechnet „Die Tiere sind unruhig“, Sänger Peter Thiessen trägt jetzt Vollbart und Matte, die Mitglieder von Kante posieren auf neuen Fotos im Pandabär- oder Gorilla-Kostüm. Nur wenig erinnert noch an die morbide, gebrochene Schönheit der phantastischen „Zombi“-LP, Kante spielen auf mindestens drei der sieben Stücke scharfe, emphatische Rockmusik im Sinne von Queens Of The Stone Age, vielleicht auch der letzten beiden Alben von Surrogat: In „Nichts geht verloren“, einem atemberaubenden Song über Sex, werden Gitarre und Bass nicht gespielt, sondern förmlich angerissen.
„Die Tiere sind unruhig“ changiert zwischen Warten und Aktion, zwischen Zweifel und Perspektive, im zwanglos groovenden „Die größte Party der Geschichte“ verpasst die Band das jüngste Gericht, „weil die Wegbeschreibung scheiße war“. Die üblichen Vorwürfe an empfindsame Menschen, die stilistisch nicht zu fassen sind und akkurate Texte schreiben, die inhaltlich sogar noch etwas aussagen, greifen hier nicht: „Die Tiere sind unruhig“ ist weder verkopft, noch studentisch, noch anstrengend. Das schonungslose Riff zu „Ich hab’s gesehen“ wird man noch so lange erinnern wie Dave Mustaines grimmige Gitarre in Megadeths „Symphony Of Destruction“, und in der Feierlichkeit und Totenstille des orchestralen „Die Hitze dauert an“ wird die eigene Traurigkeit, die immer mitgedacht werden muss, transzendiert wie in einem Film von Wong Kar Wai: „Doch für uns ist nichts verloren/ So lang die Zeit noch in uns wohnt/ So lang der Schmerz im Wandel bleibt/ Auch wenn die Zeit ihn nicht mehr heilt.“ Die Platte zur sanften Apokalypse kommt in diesem Jahr aus Hamburg. (10) Jan Wigger
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... hat 'ne schlechte Stimme, musikalisch kommt nix rüber und lachen konnte ich auch nicht. (geCLAUt) [/i]