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bluebean
Da kann ich dir nur teilweise recht geben. Mozart war ganz versessen darauf, etwas Neues, Originales und Individiuelles zu erfinden (was er auch tat, nur tun wir uns heute zwecks Vergleichsmöglichkeiten und Hörgewohnheiten schwer den Unterschied im Neuartigkeitsgrad zwischen sagen wir einmal Haydn und Mozart zu erkennen). Wenn ich an Wagner, Debussy, Stravinsky u.v.a. denke, fallen mir (neben deren Originalität) zuallererst die neuartigen Sounds und Texturen ihrer Partituren ein.Die Technik und Harmonik änderte sich hingegen bis ins späte 19.Jhd wenig (ausgehend von J.S.Bach und seinem wohltemperierten Klavier): Die Stimmführungsregeln aus dem vierstimmigen Satz waren verpflichtend, der Generalbass ebenso – und auch die Formen waren recht starr und vorgegeben. (Sonatenhauptsatzform, Rondo, Fuge etc.)
Höchstwahrscheinlich hast du Recht. Letztlich sind meine Kenntnisse der klassischen Musik jedoch zu gering, um dies wirklich beurteilen zu können.
Ich begebe mich daher auf mir vertrauteres Terrain: Für eine Pop-Band ist die Qualität ihrer Melodien und hooklines ein Hopp-oder-Top-Kriterium. Auch im modernen Jazz freut man sich über ein griffiges Thema. Aber man benutzt es in erster Linie als Steinbruch für Harmonien, über denen man improvisieren kann, denn auf diesen Teil kommt es letztlich an. Die Bedeutung und Gewichtung der Kriterien „Melodie“ und „Harmonik“ ist also genreabhängig. Mir ging es hier im Besonderen um die Rock- und Popmusik.
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There is a crack in everything; that's how the light gets in. (Leonard Cohen)