Re: Alles Geschmacksache?

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martin-3862

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Ich habe nicht alle Seiten gelesen, darum werfe ich meine Meinung mal mehr oder weniger gekonnt dazwischen.

Ein Freund sagte mal: „Geschmack hat man oder nicht!“

Ich denke so, jederman denkt so. Sonst würden wir alles hören, was es zu hören gibt. Aber wir filtern ja nur das für uns Beste herraus und meinen zu behaupten, das hat Klasse, das zeugt von Geschmack.
Gewisse Sachen kann man vielleicht besser nachvollziehen, wenn man selbst mal ein Instrument gespielt hat oder noch spielt. Ich meine, wenn man sich den Basslauf von John Entwistle bei „My Generation“ anhört, dann hat man die Perfektion des Umganges mit dem vier saitigen Instrument serviert bekommen. Man muss diese Art vielleicht nicht mögen, aber wenigstens anerkennen. Dies zeugt ja auch schon von Klasse. Oder „The End“ von The Doors. Jetzt werden vielleicht einige den Kopf schütteln, aber für mich ein ganz großes Stück. Schon allein die Aufgreifung des Ödipus-Motives. Ich bin leider nicht in dieser Zeit (60er) aufgewachsen, aber diese doch recht prüde Bevölkerung mit diesem Thema zu konfrontieren („Mother, I Want To Fuck You“) ist ein völliger Tabubruch. Im Kontext der schöne musikalische Aufbau des Liedes bis zur Kulmination (Das angesprochene Zitat) und dann der weitere unkontrollierbare Verlauf von „The End“. Das ist kein Lied zum passiv hören, hier wird eine ungeheuere und düstere Atmosphäre erzeugt. Für mich ein ganz großer Wurf, jedoch eben genau so diskutabel wie die frühen Avantgardisten Velvet Underground. Und um noch ein Lied zu nennen, „Knockin‘ On Heaven’s Door“. Eine Diskussion um das Lied hatten wir vor wenigen Wochen schon einmal, trotzdem für mich immer noch unverständlich, wie man das Lied nicht mögen kann (Bin ich durch meinen Dylan-Fanatismus etwa geblendet?). Ok, das His Bobness texlich in anderen Ligen unterwegs war und ist streite ich nicht ab, aber allein diese wunderschöne Akkordfolge, die Gesangsmelodie (Und Dylans Stimme ist hier ganz groß!) oder das minimalistische Arrangement der Band die es auf den Punkt bringen – für mich ist das Musikgenuss aller erster Güte!
Aber ok, vielleicht ist es trotzdem gut, dass nicht jeder Musik haargenau gleich einstuft. Ich meine, wo wären sonst die schönen Diskussionen über Lieblingsalben oder -Songs. Und das ist jetzt nicht subtil gemeint, sondern ernst, oder doch nicht?! :-)

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