Re: Alles Geschmacksache?

Startseite Foren Kulturgut Das musikalische Philosophicum Alles Geschmacksache? Re: Alles Geschmacksache?

#5105669  | PERMALINK

sokrates
Bound By Beauty

Registriert seit: 18.01.2003

Beiträge: 19,111

Ah UmIch denke, du vermischst da zwei Dinge:

Virtuosität bedeutet bei mir schlicht die außergewöhnliche technische Beherrschung des Instruments (inklusive der Fähigkeit, Schwieriges einfach erscheinen zu lassen). Typischerweise, aber nicht unbedingt, steigt die technische Schwierigkeit mit dem Tempo, weshalb sich Virtuosen meist bei hohen Tempi erweisen.

Mit „Stil, Sound oder Ausdruck“ hat das alles zunächst gar nichts zu tun. Zu diesen kann selbstverständlich auch Zurückhaltung gehören, inklusive des Verzichts auf Zurschaustellung von technischen Fertigkeiten. Und mancher Virtuose scheitert daran. Aber deshalb ist er nicht weniger Virtuose.

Technische Beherrschung durchaus, soweit Zustimmung. Ich plädiere aber für eine Begriffserweiterung, in dem Sinne, dass jeder Virtuose ist, der – allgemein gesagt – eine Souveränität in der Handhabung seiner Gestaltungsmittel zeigt.

Vielleicht mal ein Beispiel: Keith Jarrett ist nicht direkt ein Möglichst-schnell-Spieler, aber ohne Zweifel ein Virtuose auf dem Klavier. Oder Talk Talk: Auf den späten Alben erklingt ungefähr eine Note pro Minute (etwas übertrieben), aber das ganze ist absolut virtuos, verursacht durch die Reduktion der Mittel.

--

„Weniger, aber besser.“ D. Rams