Startseite › Foren › Kulturgut › Das musikalische Philosophicum › Alles Geschmacksache? › Re: Alles Geschmacksache?
Kai BargmannVirtuosität muss aber nicht notwendig sowas wie „möglichst viele Noten in möglichst kurzer Zeit“ á la Joe Satriani etc. bedeuten, sondern kann sich auch umgekehrt in Sparsamkeit und Zurückhaltung ausdrücken („jede Note bewusst gespielt“) und dann bedeuten, dass jemand einen unverwechselbaren Stil, Sound oder Ausdruck hat.
Ich denke, du vermischst da zwei Dinge:
Virtuosität bedeutet bei mir schlicht die außergewöhnliche technische Beherrschung des Instruments (inklusive der Fähigkeit, Schwieriges einfach erscheinen zu lassen). Typischerweise, aber nicht unbedingt, steigt die technische Schwierigkeit mit dem Tempo, weshalb sich Virtuosen meist bei hohen Tempi erweisen.
Mit „Stil, Sound oder Ausdruck“ hat das alles zunächst gar nichts zu tun. Zu diesen kann selbstverständlich auch Zurückhaltung gehören, inklusive des Verzichts auf Zurschaustellung von technischen Fertigkeiten. Und mancher Virtuose scheitert daran. Aber deshalb ist er nicht weniger Virtuose.
--
There is a crack in everything; that's how the light gets in. (Leonard Cohen)