Re: Alles Geschmacksache?

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otis
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Einiges geht mir immer noch durcheinander. Das Musikstück an sich ist völlig unabhängig vom Hörer da. Es gehorcht seiner eigenen Logik.
Erst wenn ich als Hörer anfange zu werten, dann können hörerimmanente Aspekte zum Tragen kommen, die aber mit dem Musikstück auch nicht unbedingt viel zu tun haben müssen.

Noch mal der Vergleich mit dem Essen. Angenommen, ich mag keinen Rosenkohl. Dennoch könnte ein Koch wunderbare Rosenkohl-Gerichte zaubern. Kreativ, innovativ, hausmannsmäßig oder was auch immer.
Aber sie schmecken mir nicht. Das ist völlig ok, und kein Mensch wird in der Lage sein, sie mir schmackhaft zu machen. Dabei muss ich mir nicht einmal die Mühe machen, sie x-mal zu probieren.
Dennoch können sie zum einen für andere toll sein, und zum anderen kann vor allem der Koch ein guter sein, was ich aber nicht beurteilen kann, weil ich keinen Rosenkohl esse, nur Rosenkohlesser könnten das, und erfahrene Rosenkohlesser noch mehr.

Wenn ich also ein Musikstück höre und genieße, muss ich mir in keiner Weise Gedanken darüber machen, warum es gut ist, ich kann es und sollte es einfach nur genießen. Keiner verlangt etwas anderes.
Wenn ich mir aber Gedanken darüber mache, was daran gut/schlecht ist, warum es gut/schlecht ist, es als Kunstwerk werten will, sollte ich mir über meine Kriterien klar werden, sollte die Absichten des Musikers/Interpreten etc zu erahnen versuchen etc. Alles das, was Go1 geschrieben hat.

Das eine ist also: Kann ich das Musikstück genießen, ist es nach meinem Geschmack?
Und eine davon ziemlich unabhängige Frage ist: Ist es ein gutes Musikstück?

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