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Wolfen[…]
Der Spruch von otis („Dummheit ist Nichtwissenwollen“) ist zwar schön prägnant, aber er wird auch gerne von Leuten verwendet, die partout anderen Leuten klar machen wollen oder müssen, was so alles „gute“ Musik / „guter Geschmack“ etc. zu sein hat (siehe das Beispiel „Sandy Dennys Musik“). Und wenn diese anderen Leute es halt nicht „wissen wollen“, werden sie ab und an zu Dummlingen degradiert. Sowas geht schon mal nach meiner Überzeugung gar nicht.
Das war ja auch auf mich gemünzt? War bei Mick67 aber nur Spass. Wer Sandy Denny nicht mag, bitteschön. In meinen Augen ein Verlust, aber in den Augen von Sting-Fans bin ich ebenfalls eine arme Sau, weil ich mir sein Zeug nicht anhören will.
Wolfen
Ein Reinhard Mey in einem seiner schnulzigen Songs kann mir mehr bedeuten, als ein verfrickeltes Jazz-Arrangement eines Jan Garbarek.
Und ich werde niemals irgend jemanden wirklich schief ansehen, wenn er mir sagt, „Geronimos Cadillac“ läßt seine Beine wippen und macht ihn glücklich. Das einzige, das ich dann eventuell mache: ich lächle ihn an und sag ihm, daß ich seinen Musikgeschmack gerne akzeptiere, aber das wars dann auch. Dies nur als ein (fast) extremes Beispiel.
Kann es alles geben. Und solange ich sage, Du magst die Musik, ich nicht und dabei bleibt die Diskussion dann stehen, dann ist das auch in Ordnung. Will ich mich ernsthaft mit der Musik auseinandersetzen, verlege die Diskussion also auf ein Niveau, in dem diskutiert werden kann (anhand von Kriterien wie Einfallsreichtum von Bohlen auf seinen Platten, Abwechselung im Rythmus etc pp), dann bleiben zwar Meinungen bestehen (was auch sonst), aber eine richtige Diskussion ergibt sich jetzt erst.
Wolfen
Zu latho: “Wenn Musik Geschmacksache ist, dann verändere ich mich als Hörer nicht mehr, es steht ja alles fest.“
Mit Verlaub, das halte ich für ein Gerücht. Ich verändere wahrscheinlich von Jahr zu Jahr zumindest Teile meines persönlichen Musikgeschmacks (oder besser gesagt: meiner Präferenzen..falls diese Bezeichnung eher ankommt).
Da steht sogar öfters ziemlich wenig fest oder ist statisch.
Nichts anderes habe ich gesagt: ein Musikgeschmack verändert sich, aber das tut er ja nicht, weil er sich verpuppt und zum Schmetterling wird oder sonstwas, sondern weil man ihn selbst verändert. In dem man zB Musik hört.
Wolfen
Ich frage mich manchmal, warum so viele ein Problem mit der Bezeichnung „Musikgeschmack“ haben.
Ab und an kommt das so rüber, als dürfte es das eigentlich gar nicht geben oder es wäre ein Unwort, welches -wenn überhaupt- nur von vorgeblich musikalisch etwas unterbelichteten Menschen verwendet werden dürfte.
Von Menschen also, die (noch) nicht auf den rechten Weg geführt wurden oder die partout „nicht wissen wollen“.
Ich (und ich würde das auch otis unterstellen) habe kein Problem mit Musikgeschmack. Den gibt’s. Er ist bloß nicht Maß aller Dinge, Ende jeder Diskussion („Ich mag’s“, „Ich nicht“) oder in Bernstein festgegossen.
@otis
Deine Tochter hat natürlich unrecht.
Edit: die „Duden-Dummheit-Defintion“ mag ich auch nicht, habe ich nie gemocht. Danach ist jemand dumm, punktum, nichts mehr zu ändern. Und er/sie wird die Welt nicht verstehen, das ist so festgelegt. Das ist mir zu deterministisch. Für mich ist jemand dumm, der dumm sein will.
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If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.