Re: Alles Geschmacksache?

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otis
Moderator

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Beiträge: 22,557

Dick: nichts. Es war Micks Beitrag von der Dummheit. Er hat oben ergänzt.

Wolfen, nichts ist dann. Weder bist du dämlich , noch ist da was zu entschuldigen, noch stempele ich dich da ab. Wie kommst du darauf?

Wenn ich gestern von einer Elvis-Platte geschwärmt habe, so deshalb, weil ich sie toll fand und der eine oder andere sie auch gut finden könnte und mein Post als Tipp versteht.
Wenn ich Faves beschreibe, dann um mich den von mir geliebten Titeln sprachlich zu nähern, sie in irgendeiner Form zu fassen (ob das sinnvoll ist oder nicht, ob du konform gehst oder nicht, ob du es liest oder nicht).

Und noch was:
Was heißt denn schon Geschmack? Kommt von „schmecken“. Und auch da ist es jedem unbenommen, Gewürzgurken mit Nutella zu bestreichen und es sich schmecken zu lassen.
Und wenn jemand zeit seines Lebens mit Tütensuppen glücklich wird, nie die Vorzüge einer selbstgemachten Frühlingssuppe hat erleben dürfen, so würde er beim Genuss einer solchen, diese erstens wohl nicht lecker finden und zweitens deren „Wertigkeit“ auch nicht nachvollziehen können. Es sei ihm unbenommen. Mir soll es auch herzlich egal sein.

Will sagen, solange sich Geschmack aus einem relativ verengten Hörwinkel ergibt, wird er vieles nicht goutieren können, was auf breiterer Hörerfahrung beruht. Solange aber der Tütensuppenesser mit dem Dreisternekoch (und der bin sicherlich nicht ich, ist ja auch nur als Beispiel gemeint) diskutiert, kann aus einer solchen Wertediskussion nicht viel werden.

Zwischen jemandem, der ganz nach seinem Geschmack und Bauch völlig auf Deep Purple, Dylan oder Floyd abfährt und dem, der es mehr mit Howie oder Bohlen hat, gibt es, was dieses Hörverhalten anbelangt, kaum Unterschiede. Und selbiges lässt auch nicht erkennen, ob der eine mehr von Musik versteht als der andere. Auch ließen sich auf dieser Basis kaum Kriterien aufstellen.
Dieses „Abfahren auf Musik“ oder auch das „sich-berührt-fühlen“ sind nicht diskutabel. Da mag jeder sehen, wie er klar kommt, was er bevorzugt. Um Missverständnissen vorzubeugen, diese Herangehensweise an Musik ist völlig in Ordnung. Hat nichts mit Dummheit oder Nichtwissenwollen zu tun.
Will man aber über Musik und ihre künstlerische Wertigkeit diskutieren, führt sie zu nichts.
Qualifiziert man bestimmte Musik also ab oder hebt man andere besonders hervor, dann sollten schon Kriterien herhalten, die in sich stimmig, musik- und genre-gerecht sind und nicht dem Bauchgefühl verhaftet.
Ich persönlich habe absolut nichts gegen Leute, die Bohlen hören, aber habe was dagegen, wenn sie nach ihren Kriterien Radiohead oder Dylan abqualifizieren.

Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: meine eigene Urteilsfreude, was Musik anbelangt, ist in den letzten Jahren deutlich rückläufig, auch wenn man mir gern anderes unterstellt. Je mehr ich kenne, umso mehr weiß ich, was ich alles nicht kenne, umso seltener kann ich mich zu einem Urteil durchringen.
Und außerdem: „otis“ ist nicht derjenige, der hier andere „dumm“ genannt hat.
Noch ein Beispiel: letztens meinte meine erwachsene Tochter, das Rügen-Bild von C.D. Friedrich sei kitschig. Sie meinte, sie müsse doch nach ihrer eigenen Meinung, ihrem Gefühl gehen, von keiner näheren Kenntnis des Malers, seiner Bilder und ihrer Entstehensumstände getrübt, und deswegen „meine“ sie es halt so. Ich habe ihr die Ohren langgezogen. ;-)

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