Startseite › Foren › Kulturgut › Das musikalische Philosophicum › Alles Geschmacksache? › Re: Alles Geschmacksache?
Mick67[…]
Übersetzt auf den Musikbereich stoßen mir daher auch Urteile von bestimmten Musikkritikern übel auf, die all diejenigen für dumm erklären, die Sandy Dennys Musik oder Stimme nicht goutieren.
Das ist ja auch dämlich. Ach, Du meintest gar nicht mich? :sonne: Unverständlich finde ich, warum man sich schon wieder von „gewissen Musikkritikern“ abgrenzen muss. Ich kenne keinen, der einen Kanon aufstellt. Um Namen zu nennen: von Brüggemeyer bis Wolfgang Doebeling kenne ich vielleicht Top Tens – Top 100s, aber keinen Kanon (den kenne ich auch nur von Reich-Ranicki).
Und ein Kanon hat nichts mit Kriterien (und um die sollte es doch gehen, wenn es sie überhaupt gibt), sondern mit veröffentlichter Meinung zu tun. Nur wer sich daran stört (dass eine Meinung im Gegensatz zur eigenen veröffentlicht wurde), hat ein Problem damit. Ach ja, und das von mir schon des öfteren beobachtete Minderwertigkeitsgefühl spielt da auch mit.
Mick67
Dummheit setzt ja Nicht-Wissen voraus. Nur welches Wissen fehlt einem dann, um Sandy Dennys Musik zu schätzen. Ohr und Bauch lassen sich selten von Wissen leiten.
Im Gegenteil: Dummheit hat nichts mit Nicht-Wissen zu tun, sondern damit, dass jemand das Wissen besitzt und trotzdem nichts damit anfängt (=Denkfaulheit).
Ansonsten hat otis recht: reine Geschmackssache kann Musik nicht sein – allein schon wegen der Frage, warum sich ein Geschmack ändert. Wenn Musik Geschmacksache ist, dann verändere ich mich als Hörer nicht mehr, es steht ja alles fest. Dagegen gestellt: ich höre mehr Musik, ich mag andere Musik, mein Geschmack hat sich geändert. „Geschmack“ hat also auch etwas mit Hörgewohnheiten (und einigem anderen zu tun).
--
If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.