Re: Alles Geschmacksache?

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whole-lotta-pete

Registriert seit: 19.05.2003

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Musikgeschmack und letztlich auch Beurteilung der Veröffentlichungen kann nur subjektiv sein. Erkenntnisfortschritt? Vergiss es, denn es ist keine Wissenschaft. Keine (wissenschaftliche) Vergleichbarkeit, keine Messbarkeit (oh, na ja…abgesehen von unserer „Ist-der-Netzstecker-richtig-rum-in-der-Steckdose-und-wiegt-meine-Plattenteller-auch-wirklich-2-vergoldete-Tonnen“ Fraktion), keine Objektivität.

Mit Wertekanon meinen die Kollegen sicher die über Jahre hinweg gebildete, aber nur sehr relativ bestehenden Einvernehmlichkeiten, z.B. Originalität, spielerisches Können (und dessen Bedeutung), emotionale Intensität, Credibility usw. Sicher kann man sich daran orientieren, und das kann anhand von Kritiken diverser Fachleute geschehen. Heraus kommt aber nicht selten ein gewisses Maß an Gefolgsamkeit hinter dem Geschmack anderer Leute her, was mich seit jeher stört.

Also: Orientierung ja, aber nicht ohne eigene Meinung. Dieser meiner völlig unwissenschaftlichen Gleichung zufolge sollte sich also jeder einzelne sein individuelles Bild einer Platte selbst bilden. Da hilft nur Informieren und Hören, Hören, Hören. Das Gegenteil stand hier schon häufig zur Diskussion und sieht so aus, dass sich Leute „Pet Sounds“ von den Beach Boys kaufen, weil schon so viele Fachleute zuvor beschlossen haben, dass es eines der wichtigsten Alben aller Zeiten ist. Genauso, wie Listenfans nicht selten annähernd deckungsgleich mit Quellen wie dem RS ihre Top 100 verzapfen, weil man eben diese Stones und jene Bob Dylan Platte dringend drin haben muss, um ernstgenommen zu werden.

Meiner Ansicht nach sollte jeder eine Platte hören und dann entscheiden, ob er sie gut findet oder nicht. Es gibt immer wieder Strömungen, die sozusagen „den Geist der immer nein sagt“ beschwören und genau die Alben runterputzen, die angeblich so großartig sein sollen. Ausgelöst sicher durch jahrzehntelangen „Wertekanon“, der trotz einer gewissen allein stehenden Meinung eines Autors nie in Frage gestellt wurde. Kann man schön an so vielen Auflagen der bekannen Rocklexika-Literatur sehen, in denen Ausgabe für Ausgabe immer wieder der selbe Schmarrn verzapft und für bare Münze verkauft wird. Für Abhilfe sorgt – wie gesagt- nur eigene Meinung.

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