Re: Alles Geschmacksache?

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ah-um

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Beiträge: 1,398

Klingt für mich ganz plausibel, aber die Konsequenz ist doch einigermaßen ernüchternd: Der „Wertekanon“ entsteht rein dezisionistisch und bietet deshalb keinen Erkenntnisfortschritt. Man kann ihn somit auch nicht als verbindlich anerkennen. Da nur der subjektive Eindruck zählt, ist letztlich alles gleich und die Beatles sind nicht besser als die Kastlruter Spatzen.
Natürlich muss man bei Vergleichen darauf achten, dass man sich stets innerhalb desselben Bezugssystems bewegt: Techno ist nicht Bluegrass und Be-Bop ist nicht Wiener Klassik. Als Jazzmusiker wäre Beethoven ein Totalversager: Kein Swing, keine Improvisation, gar nichts.
Wenn aber einer findet, „Knocked Out Loaded“ sei besser als „Blonde On Blonde“, dann hat er genauso Recht wie die große Mehrheit, die das anders sieht.
Alle einverstanden?

Und noch was: Worin besteht eigentlich dieser „Wertekanon der Rockmusik“ inhaltlich (sei er nun verbindlich oder nicht)?
Offenbar lässt er es zu, Pink Floyd und die Ramones gleichermaßen zu achten. Und er gibt scheinbar keine Auskunft darüber, ob Scott Walker ein Genie oder einfach nur geistesgestört ist. Irgendwie scheint er recht inhaltsleer, dieser Kanon…

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There is a crack in everything; that's how the light gets in. (Leonard Cohen)