Re: Loose Fur – Born Again In The USA

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mesh-gear-fox

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Das zweite Album der Band, um die beiden Wilco-Mitglieder Jeff Tweedy, Glen Kotche und den überall auf der Welt vertretenen Jim O’Rourke, ist schon seit einiger Zeit veröffentlicht, will ich aber gerne noch in den höchsten Tönen loben, ist dringend erwähnenswert.

Erst einmal ist „Born Again In The USA“ keine Platte, die dazu dient, die Wartezeit auf das neue Wilco-Album im Sommer zu verkürzen. War das selbstbetitelte Debüt von Loose Fur noch etwas wie ein experimenteller Sampler verschiedenster Songs, tritt im Neuling etwas mehr Konservatismus ein. Etwas Eigenständiges ist geschaffen worden, das die anderen Bands und Projekte, die um die Köpfe der Protagonisten schwirren, zumindest für „Born Again In The USA“ vergessen lässt.
Was heißt nun Konservatismus bei einer Band wie Loose Fur? Im Grunde genommen, wie der Titel schon sagt, hat man sich den amerikanischen Rock, in diesem Fall, den der Siebziger, zum Vorbild genommen, ihn in all seinen wenigen Facetten aufleben lassen und zelebriert, ihn mit Elementen aus dem Fach Progressive Rock angereichert, so leicht, so weit enfernt von Yes, von King Crimson, dass man dazu träumen mag, hinzu artgerechte Interpretationen einer Burt Bacharach-Manier, zum Ausdruck gebracht durch Klavier und Stimme Jim O’Rourkes, schließlich seine Vergangenheit als Ambient-Jazz-Alles-Alleskönner einbezogen…um daraus letztlich ein harmonisches, autonomes, kurzes Kleinod zu machen, dass trotz all der genannten Einflüsse und Richtungen nur auf einer Hochzeit spielt und dem viel mehr inne wohnt, als der erste Hördurchgang erahnen mag.

Falls die Erklärungen nicht reichen und sie viel zu weit hergeholt sind, rate ich, wenn möglich, einmal den zweitletzten Song „Wreckroom“ anzuhören, der wohl, wie kein anderer Song auf „Born Again…“, all diese beschriebenen Elemente in sich trägt.
Ein federleichtes, dahinplätscherndes Machwerk, das mit Tweedys wunderbar drögem Gesang an einen Song von „Yankee Hotel Foxtrot“ erinnert. Glockenspiel, Piano, dominierender Bass, in Abwechslung mit aufgetakelten Riffs aus der Vergangenheit; plötzlich eine wilde, aus dem nichts kommende Zerstörungswut, Gitarren aus dem Metal, immer noch getragen durch all die federleichten Komponenten, die die aufkeimende Wut ersticken, eine weiteres Mal Zerstörung, bevor der Song dann wortlos vier, fünf Minuten akutisch, ambientartig, minimalistisch endet.

Und dann? „The Late Greats“ again, nur harmonischer, aus keinem schlechten Schlaf erwachend.
In Sternen: 4 1/2

Ach ja: Wilco werden auf ihrem neuen Album mit neuem Gitarristen Nels Cline vertreten sein. Freuen wir uns!

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we shall all be healed