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So, wie versprochen nun noch die NZZ-Kritik des Zürcher Konzerts:
Neue Zürcher Zeitung
März 2009, Neue Zürcher Zeitung
Fulminante Rückkehr einer alten Rock-Grösse
Oasis im nahezu ausverkauften HallenstadionMarkus Ganz
Viel hatte man bis vor kurzem nicht mehr von Oasis erwartet. Nach den aufsehenerregenden ersten beiden Alben von 1994 und 1995 hatte die Gruppe aus Manchester in ihrer Musik nicht mehr nur Vorbilder wie die Beatles zitiert, sondern öfter auch sich selbst. Immer seltener ragten tolle Songs aus dem Mittelmass heraus, die gemäss Selbsteinschätzung «grösste Rock’n’Roll-Band der Welt» schien sich mit einer Mischung aus Lethargie und Überheblichkeit selbst zu paralysieren. Das Quartett konnte seine Fanbasis zwar halten, doch das jugendliche Trendpublikum wandte sich statt dem rotzigen Britpop von Oasis immer mehr dem melancholischen Softrock von Gruppen wie Coldplay zu. Oder traurig-dunkel klingenden Newcomern wie Glasvegas, die am Sonntagabend als Vorgruppe auftrat. Mit dem Album «Don’t Believe The Truth» deutete Oasis 2005 dann die Rückorientierung auf alte Qualitäten an, mit «Dig Out Your Soul» lieferte die Band im letzten Herbst schliesslich ihr bestes Album seit 1995 ab. Kein Wunder also, dass Oasis an diesem Abend fast ausschliesslich Songs von ihren ersten und letzten beiden Alben spielte.Er brauche endlich eine Woche Ferien, einen neuen Haarschnitt und etwas annähernd Gesundes zu essen, schrieb Noel Gallagher, der hauptsächliche Songwriter der Band, am Samstag in seinem Blog. Schlaff oder lahm wirkte das Konzert jedoch keineswegs. Das mit zwei Musikern erweiterte Quartett interpretierte seine Musik mit einer eindrücklichen Wucht und einer Routine, die man den selbsterklärten Dilettanten von früher nicht zugetraut hätte. Dies wurde auch nicht durch die früher üblichen Posen und Possen der beiden notorisch zerstrittenen Gallagher-Brüder getrübt, alle Musiker konzentrierten sich voll auf die Songs. Liam Gallagher präsentierte sich allerdings wie eine Reinkarnation von John Lennon, während er mit eigenartiger Präsenz seine Texte sang.
Wenig überraschend lösten alte Hits wie «Cigarettes & Alcohol», «Morning Glory» und «Wonderwall» bei den 11 500 Konzertbesuchern am meisten Begeisterung aus. Neue Stücke wie «The Shock Of The Lightning», «To Be Where There’s Life» oder «Waiting For The Rapture» beeindruckten dafür musikalisch umso mehr. Die neuen Einflüsse aus dem Psychedelic Rock der siebziger Jahre haben den Sixties-Britpop von Oasis deutlich vitalisiert und vielseitiger gemacht. Die Band entwickelte aus grollenden Grooves, die zeitweilig an den Krautrock erinnerten, einen hypnotischen Sog und eine Dringlichkeit, wie sie einst ihre frühen Hits gekennzeichnet hatten.
Zürich, Hallenstadion, 1. März
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