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Ein kurzes Song-By-Song-Review:
1.) Turn Up The Sun (A. Bell)
Der Anfang klingt etwas verträumt, ziemlich melancholisch, wie ein Song von Coldplay oder Travis, entwickelt sich jedoch rasch in einen lauten, krachenden Rocker. Liam raspelt mit dreckiger Stimme: „I carry the madness / everywhere I go / over the border (dieser Teil klingt fantastisch) / back to the snow (:-) )
Der Song ist sehr direkt und passt perfekt zu Liams Proleten-Attitüde, bestimmt ein guter Gig-Opener, am Ende fadet das Stück wieder mit melancholischen Tönen aus.
2.) Mucky Fingers (Noel)
Der Krawall geht sogleich weiter, jetzt befinden wir uns allerdings auf einem Lou Reedschen Heroin-Trip durch den psychedelischsten Teil der 60er. In einem furiosen Ein-Akkord-Stück, das eine Mischung aus „I’m Waiting For The Man“ von Velvet Underground und „Like A Rolling Stone“ von Dylan sein könnte, präsentiert Noel endlich wieder gelungene Reime.
Das geht dann ungefähr so:
You found your god in a paperbag / you get your history from the union jack / and all your plastic believers are gone and they won’t come back.
Dazu gibt es einen waghalsigen Mix aus Mundharmonika, einem Billig-Piano, das Andy Bell für 50 Pfund bei eBay ersteigert hat und Zak Starkey hämmert auf Corn-Flakes-Packungen herum (nein, das ist kein Scherz!).
3.) Lyla
Die Single, kennt jeder, hat jeder gehört. Die Stones werden mit The Soundtrack Of Our Lives in einen Topf geworfen und Liams Be Here Now-Stimme ist das Salz in der Suppe. Hätten es Jagger und Richards geschrieben, hielte es Doebeling bestimmt für einen Klassiker. So ist es für Oasis-Verhältnisse eine recht schwache Single. Aber die B-Seite „Eyeball Tickler“ ist grandioser Garagen-Punk-Rock und Liam steht ordentlich unter Strom.
4.) Love Like A Bomb (Liam)
Ab jetzt beginnt die beste Oasis-Song-Sequenz seit Morning Glory. Der Rezensent des Mojo-Magazines schrieb: It’s the best song The La’s never wrote. Recht hat er. Liam singt You turn me on / Love’s like a bomb / blowing my mind. Simple Lyrik, aber gekonnt inszeniert, mit Retro-Falsetto und einem schönen Piano-Mittelteil (mit, natürlich, na na nas). Liam scheint erkannt zu haben, das Lennon-Songs nachspielen irgendwann langweilig wird und macht hier einen ordentlichen Schritt. Single-Material.
5.) The Importance Of Being Idle (Noel)
Marschmusik, Scheppern, das Bereiten eines roten Teppichs. Noel in Tonlagen jenseits des A. Dies hier ist Orchester-Musik, Musical-Terrain, Andrew Llyod Webbers fleißigster Schüler. Die Kinks wären vor Neid erblasst, ob dieser perfekten Dramaturgie. Sagt Willander, er muss jede Menge Material aufbereiten, um auch alle Songs zu finden, bei denen hier virtuos geklaut wurde. Aber ein zynischer Satz wird’s schon richten.
I sold my soul for the second time / ‚cos the land / it don’t pay me
I begged my landlord for some more time / he said „son the bill’s waiting“
…
Chorus:
I don’t mind / as long as there’s a bed beneath the stars that shine
Just give me a minute / a man’s got a limit / I can’t get a life if my hearts not in it
Eine Ode an den Müßiggang. Noel sagt dazu: „Having absolutely nothing to do is the hardest job in the world. Someone had to write a song about it.“
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Er hatte sich stets bemüht