Re: New Order

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some-velvet-morning

Registriert seit: 21.01.2008

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Bender RodriguezNatürlich favorisiere ich auch Joy Division und ziehe deren Gesamt-Output dem von New Order klar vor!
Aber ich hüte mich immer wieder vor allzu fanatischer Ian Curtis-Verehrung. Solch eine alles überstrahlende Persönlichkeit war er nun eben auch nicht. Das Zusammenspiel von frühem (Rockstar-)Tod und das wirklich aussergewöhnlich intensive Album „Closer“ gaben freilich den besten Stoff her, um eine Legendenbildung in grossem Ausmasse zu weben. Ich ertappe mich nämlich immer wieder dabei, darüber zu spekulieren, was geschehen wäre, wenn es nicht zu dieser Tragödie gekommen wäre: Zwei, drei gute bis mittelprächtige Alben noch? Eine abgehalfterte Band, auf deren Split eigentlich jeder sehnsüchtig wartet? Und weitere dieser müssigen Denkspiele. Klar, alles nur Spekulationen, aber eines nicht: auf einen überragenden Klassiker wie „Blue Monday“ hätten wir verzichten müssen…

Mit Ian Curtis als Frontsänger hätten die anderen Bandmitglieder zwangsläufig ein Problem gehabt. Wie im Film „Control“ zu sehen ist, hatte ihn schon die beginnende US Tour überfordert. Vielleicht noch ein bis zwei Alben maximal. Beide Bands gehören für mich schon zusammen und bei New Order finde ich das Schöne, dass sie trotz des Wegfalls des Frontsängers ihren eigenen Stil erfunden haben und immerhin 1983 Techno vorwegnahmen. Sowohl JD als auch NO sind ein Glücksgriff in der Popgeschichte und einmalig. Joy Division finde ich insgesamt besser, aber New Order sind auch sehr wichtig musikhistorisch und sind an diesem „Perfect Pop“ der 80er Jahre sehr nahe drangekommen. Es ist eine sehr wichtige Band.

Bender RodriguezIch empfehle mit „Low-Life“ anzufangen, das für mich stimmigste und auch beste New Order-Album. Zu dieser Zeit waren sie auf dem Zenit ihres Schaffens und ihrer Kreativität. Danach würde ich mit „Power, Corruption & Lies“ weitermachen – das Album der „Blue Monday“-Epoche. Als dritter Schritt ist die Anschaffung von „Technique“ ein durchaus sinnvoller. Mehr Tanzflächen-orientierter waren New Order eigentlich nie wieder, wie dieses Album belegt.
Und „Movement“ lege ich all jenen ans Herz, die den schweren Schritt, bzw. die Emanzipation vom Joy Division-Sound hin zu einer noch zu gewinnenden Eigenständigkeit nachhören möchten. Wobei ich „Movement“ bei weitem nicht als dieses unausgegorene New Order-Album betrachte, wie viele andere immer wieder nicht müde werden solcherlei zu behaupten!

Jaaa, „Movement“ ist ein Meisterwerk! Völlig unterbewertet. Das beste Album bleibt Low Life, dem ich nur zustimmen kann.

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