Re: Cat Stevens

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nail75

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AmadeusDie Folgen der Veröffentlichungen waren vorhersehbar und es darf nicht sein, dass übelste Provokationen unter dem Deckmantel der Pressefreiheit toleriert werden. Die Sache hatte einen politischen Hintergrund und keinen künstlerischen. Dagegen waren die unbedachten und inakzeptablen Äusserungen von Cat Stevens geradezu unbedeutend in ihrer Wirkung.

Grundsätzlich sind alle Meinungsäußerungen unabhängig von ihrem inhaltlichen Wert geschützt. Das gilt insbesondere für politische Äußerungen, die fast gänzlich frei sind. Mit anderen Worten: Politische Aussagen genießen einen besonderen Schutz, keinen geringeren, wie Du zu glauben scheinst. Nur weil jemand eine Meinungsäußerung als „übelste Provokation“ empfindet, heißt das noch lange nicht, dass sie nicht zulässig ist. Natürlich hat die Meinungsfreiheit Grenzen, bloße Schmähungen (auch von Religionen) müssen nicht hingenommen werden, aber das ist auch schon alles.

Das ändert freilich nichts an der Frage, ob die Veröffentlichung solcher Karrikaturen klug, sinnvoll, hilfreich oder angemessen ist. Aber die Meinungsfreiheit lässt das auf jeden Fall zu. Dass das jedesmal eine Abwägung ist, die nicht immer eindeutig ist, ist mir auch klar. Letztlich hat man es jedoch leichter, wenn man in Bezug auf Deutschland auf dem Primat der säkularen Rechtsordnung der BRD beharrt, als dass man den Islam beleidigt oder in allgemeiner Form für alle Übel der heutigen Zeit verantwortlich macht.

TheMagneticFieldDie letzten Seiten zeigen mir nur, dass es in unseren Breiten genauso wenig Verständnis für den Andersgläubigen gibt wie andersrum. Und damit meine ich NATÜRLICH nicht das Verständnis für Mordaufrufe etc. sondern das Verständnis, dass jemand so fest in seinem Glauben verwurzelt ist und soviel Stolz (Yeah das nächste Reizwort) dafür aufbringt, dass er eben nicht einfach über billige diskretitierende Provokationen wie solche Karikaturen hinwegsehen kann.

Ich wollte an dieser Stelle nur hinzufügen, dass ich es nicht unterstütze, unnötig Unfrieden zwischen Gläubigen verschiedener Religionen zu stiften. Wenn es aber jemand tut und er eine Religion wie den Islam nicht nur beleidigen will, dann verteidige ich sein Recht auf Kritik, auch an scharfer und provozierender. Insgesamt hat man es jedoch leichter, wenn man auf dem Primat der säkularen Rechtsordnung der BRD beharrt, anstatt den Islam in unnötig aggressiver Weise für die Übel der modernen Welt verantwortlich zu machen. Dass es aber manchmal schlicht unmöglich ist, zu einem Ausgleich zu gelangen, verdeutlicht der „Ehrenmord“-Prozess und das Verhalten der afghanischen Familie, die sich anscheinend komplett in einen Wahn hereingesteigert hat, aus dem es vermutlich kein Entrinnen gibt.

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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.