Startseite › Foren › Über Bands, Solokünstler und Genres › Solokünstler › Cat Stevens › Re: Cat Stevens
tolomoquinkolomVerzeih, Mongolom. Deinen Post hatte ich überlesen. Dafür bin ich jetzt länger aufgeblieben. Zu den Jyllands-Karikaturen habe ich schon etwas geschrieben. Es ging aber nicht ausschließlich um diese zwölf. Und: Ja, ich merke etwas. Diese Eskalation im Thread überfordert mich ein wenig.
Mir ging es eher darum, ob du merkst, dass du mit Karacho in die Falle der Gegenseite gelaufen bist. Der Gegenseite, die sich einen Dreck um die Würde und das konkret fassbare leibliche Wohl derer schert, denen sie den Mob auf den Hals gehetzt haben.
tolomoquinkolomIm Januar 2006 entschuldigte sich der Jyllands-Chefredakteur dafür, dass die Zeitung die Gefühle vieler Muslime verletzt habe.
UNO-Generalsekretär Kofi Annan zeigte sich besorgt und sagte, die Pressefreiheit sollte keine Ausrede sein, um Religionsgemeinschaften zu beleidigen. Wörtlich sagte er: “Die Pressefreiheit sollte immer in einer Weise angewendet werden, die den Glauben und die Lehren aller Religionen vollständig respektiert“.
Der Sprecher des US-Außenministeriums sowie der britische Außenminister bezeichneten die Karikaturen als „beleidigend“, zu jeder Demokratie gehören „neben der Meinungsfreiheit auch Aspekte wie die Förderung von Verständnis und der Respekt von Minderheitenrechten“.
Ein Sprecher des Vatikans bezeichnete die Veröffentlichung als „inakzeptable Provokation“, verurteilte jedoch alle Gewaltaktionen. Man könne über christliche Priester und die Bräuche der Moslems Satire betreiben, nicht aber über Gott, den Koran oder Mohammed.
Der Schriftsteller Günter Grass verurteilte die Aktion der dänischen Zeitung: „Es war eine bewusste und geplante Provokation eines rechten dänischen Blattes“, und „Sie haben aber weitergemacht, weil sie rechtsradikal und fremdenfeindlich sind.“ Zudem kritisierte er den Hinweis westlicher Medien auf die Meinungsfreiheit als Heuchelei.
Die Herrschaften sollten sich dringend Gedanken über ihr Verständnis von Meinungsfreiheit machen. Und ihre Quellen prüfen, bevor sie Scharfmachern nach dem Mund reden. Scharfmachern, die die echten Beleidigungen beimengten, um das gewünschte Ergebnis zu bekommen.
tolomoquinkolomUnd ein wundervolles Beispiel für souveräne Presse- und Meinungsfreiheit:
Wie im Februar 2006 bekannt wurde, soll die Jyllands-Posten es im Jahre 2003 abgelehnt haben, eine Reihe provokativer Jesus-Karikaturen in der Oster-Sonntags-Ausgabe abzudrucken, mit dem Hinweis, dies sei den Lesern nicht zuzumuten.
Pressefreiheit besteht durchaus darin, selber auszusuchen, was man abdruckt. Lass die Nebelkerzen doch stecken, ja?
tolomoquinkolomJa, da hast Du Recht. Ein Gerichtsverfahren halte ich aber für Zeitverschwendung. Eine einmal erfolgte Beleidigung kann auch durch ein Gericht nicht ungeschehen gemacht werden. Es könnte sich zwar jemand entschuldigen, der Zustand vor der Beleidigung kann aber nicht wieder hergestellt werden. Die Zeitmaschine von H.G. Wells ist ja leider verlorengegangen.
Das ist hoffentlich nicht dein Ernst!
tolomoquinkolomBereits vorher ein klein wenig Respekt vor Andersgläubigen oder -denkenden zu zeigen, fände ich sinnvoller. Dies ist übrigens viel leichter als man gemeinhin annimmt. Die Mohammed-Karikaturen (nicht nur in Dänemark) waren ja zu einem gewissen Teil auch aus Gründen der Auflagensteigerung abgedruckt. Zeitungsleute sind nicht blöd. Sie haben auf eine entsprechende Reaktion spekuliert.
Ich habe keinerlei Respekt für Glaubensgemeinschaften und Anhänger derselben, die grundlegende Menschenrechte für vernachlässigbar halten. Ich habe keinerlei Respekt für Menschen, die wegen ihrer verletzten Würde und Ehre herumkrakeelen und das zum Anlass nehmen, anderen Menschen ans Leder zu gehen. Erst recht habe ich keinerlei Respekt für Menschen übrig, die diese gewalttätigen Reaktionen wollen und zur Not nachhelfen, wenn die rechtsgerichteten Christenhetzer zu zurückhaltend in ihren Veröffentlichungen sind. Und um diese Klientel geht es hier.
Wer übrigens in den 12 originalen Karikaturen „übelste Beleidigungen“ findet, darf sie mir gerne erläutern. Und bei der Gelegenheit bitte auch, wieso man drei zusätzliche, auf jeden Fall beleidigende Karikaturen unbekannter Herkunft in die Verantwortlichkeit der Zeitungsredaktion und Regierung stellt.
tolomoquinkolomIn welchem Zeitalter sich Amokläufer, Muftis und Imame derzeit befinden entzieht sich meiner Kenntnis. Dass es das 21. Jahrhundert ist, halte ich für ausgeschlossen.
Immerhin etwas.
--