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Mongolom1. Beantworte mir bitte meine Fragen von der vorherigen Seite
Verzeih, Mongolom. Deinen Post hatte ich überlesen. Dafür bin ich jetzt länger aufgeblieben. Zu den Jyllands-Karikaturen habe ich schon etwas geschrieben. Es ging aber nicht ausschließlich um diese zwölf. Und: Ja, ich merke etwas. Diese Eskalation im Thread überfordert mich ein wenig.
Mongolomund 2. würde mich interessieren, wie du dazu stehst, dass die Stimmung von Seiten unzufriedener Imame erst angeheizt werden musste, weil auf den Originalabdruck der 12 Karikaturen nämlich nichts passiert ist.
Ich halte diese Aktion für eine von beiden Seiten inszenierte Aufregung (mit katastrophalen Folgen), die weder aus Gründen der Presse- oder Meinungsfreiheit, noch aus verletzten religiösen Gefühlen erfolgte. Auf den politisch motivierten Zusammenhang mit der rechtsgerichteten dänischen Regierung habe ich hier schon einmal hingewiesen. Deren Vergleich des Islams mit einem Krebsgeschwür ist ungeheuerlich, inakzeptabel und nichts anderes als kalkuliert amoklaufender rechter Fundamentalismus. Du hast es ja sicher gelesen. Das Verhalten einiger der beteiligten Imame ist allerdings ebenfalls beschämend.
Im Januar 2006 entschuldigte sich der Jyllands-Chefredakteur dafür, dass die Zeitung die Gefühle vieler Muslime verletzt habe.
UNO-Generalsekretär Kofi Annan zeigte sich besorgt und sagte, die Pressefreiheit sollte keine Ausrede sein, um Religionsgemeinschaften zu beleidigen. Wörtlich sagte er: “Die Pressefreiheit sollte immer in einer Weise angewendet werden, die den Glauben und die Lehren aller Religionen vollständig respektiert“.
Der Sprecher des US-Außenministeriums sowie der britische Außenminister bezeichneten die Karikaturen als „beleidigend“, zu jeder Demokratie gehören „neben der Meinungsfreiheit auch Aspekte wie die Förderung von Verständnis und der Respekt von Minderheitenrechten“.
Ein Sprecher des Vatikans bezeichnete die Veröffentlichung als „inakzeptable Provokation“, verurteilte jedoch alle Gewaltaktionen. Man könne über christliche Priester und die Bräuche der Moslems Satire betreiben, nicht aber über Gott, den Koran oder Mohammed.
Der Schriftsteller Günter Grass verurteilte die Aktion der dänischen Zeitung: „Es war eine bewusste und geplante Provokation eines rechten dänischen Blattes“, und „Sie haben aber weitergemacht, weil sie rechtsradikal und fremdenfeindlich sind.“ Zudem kritisierte er den Hinweis westlicher Medien auf die Meinungsfreiheit als Heuchelei.
Und ein wundervolles Beispiel für souveräne Presse- und Meinungsfreiheit:
Wie im Februar 2006 bekannt wurde, soll die Jyllands-Posten es im Jahre 2003 abgelehnt haben, eine Reihe provokativer Jesus-Karikaturen in der Oster-Sonntags-Ausgabe abzudrucken, mit dem Hinweis, dies sei den Lesern nicht zuzumuten.
MongolomWas die Meinungsfreiheit kontra Respekt vor religiösen Anschauungen betrifft: wer sich beleidigt fühlt, kann jederzeit vor Gericht ziehen.
Ja, da hast Du Recht. Ein Gerichtsverfahren halte ich aber für Zeitverschwendung. Eine einmal erfolgte Beleidigung kann auch durch ein Gericht nicht ungeschehen gemacht werden. Es könnte sich zwar jemand entschuldigen, der Zustand vor der Beleidigung kann aber nicht wieder hergestellt werden. Die Zeitmaschine von H.G. Wells ist ja leider verlorengegangen.
Bereits vorher ein klein wenig Respekt vor Andersgläubigen oder -denkenden zu zeigen, fände ich sinnvoller. Dies ist übrigens viel leichter als man gemeinhin annimmt. Die Mohammed-Karikaturen (nicht nur in Dänemark) waren ja zu einem gewissen Teil auch aus Gründen der Auflagensteigerung abgedruckt. Zeitungsleute sind nicht blöd. Sie haben auf eine entsprechende Reaktion spekuliert.
MongolomAmokläufe wegen irgendwelcher Zeichnungen bestätigen allerhöchstens die Unfähigkeit zur Teilnahme am 21. Jahrhundert.
In welchem Zeitalter sich Amokläufer, Muftis und Imame derzeit befinden entzieht sich meiner Kenntnis. Dass es das 21. Jahrhundert ist, halte ich für ausgeschlossen.
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