Re: Cat Stevens

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nail75

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Mikko
Ich hatte gestern nach einem Vergleich gesucht, um Clau etwas aus der Reserve zu locken. Das ist mir zugegeben nicht gut gelungen.

Das liegt daran, dass zwischen dem totalitären bzw. menschenverachtenden Gedankengut von Cat Stevens und dem freiheitlich-naiven Gedankengut von John Lennon keine Gemeinsamkeit besteht.

tolomoquinkolomEine öffentliche Entschuldigung zu verlangen, war eine dreiste, arrogante Unverschämtheit. Yusuf Islam hätte genau genommen seine Religion und die Schriften des Koran (nur diese hat er in seiner Antwort zitiert) widerrufen sollen. Ungeheuerlich.

Ich hatte allerdings schon den Eindruck. Kreisverkehr ist langweilig. Er führt nirgendwo hin. Mir wird davon auch schnell schwindlig. Aber nochmal: Fatwa, als Rechtsgutachten und Ruhollah Khomeini gehören nicht zusammen. Seine Pseudo-Fatwa, die, wie hier bereits richtig festgestellt wurde, von zahlreichen Islam-Gelehrten nicht anerkannt wurde und wird, war eine innen- und außenpolitische Maßnahme dieses verbitterten Eiferers zur Absicherung seiner eigenen Macht. Rushdie war ihm vollkommen gleichgültig; gleichwohl ein sehr willkommener Anlass. Ich weise zudem erneut darauf hin, dass eine Fatwa niemals gegen eine Einzelperson gerichtet sein kann. Dass Du mich in die Khomeni-Ecke stellst ist beleidigend.

Wenn das tatsächlich so wäre, hätte ich all meine Zeilen hier vollkommen umsonst geschrieben. Eine Rechtfertigung einer korrekten Fatwa steht mir überhaupt nicht zu. Khomeinis Hetztiraden halte ich, wie viele, für unakzeptabel. Dabei ging es ihm auch nicht um religiöse Aspekte sondern um die Verwendung als politisches Werkzeug.

Selbstverständlich nicht. Dass dies auch nicht so ist, erfährt man in Gesprächen mit Muslimen. Im anderen Fall wäre Salman Rushdie seit zwanzig Jahren tot.

Nein, dürften sie nicht; tun bzw. taten es aber sehr oft. Ich verweise in diesem Zusammenhang auf die ungewöhnlich aggressiven Missionierungs’aktivitäten’ der katholischen Kirche in Lateinamerika und Afrika, deren Krieg gegen die Templer, sowie die zahlreichen Hexenprozesse in Europa. Im Fall Rushdie wollte nicht der Islam gegen den Autor der ’Satanischen Verse’ vorgehen, sondern Khomeini wollte das. Kann es sein, dass Du pseudo-islamistischen Terror (der selbstverständlich abzulehnen ist) mit der Glaubensvariante Islam verwechselst.

In Deinen Aussagen finden sich zahlreiche Widersprüche und Absurditäten, die dich jedoch nicht zu stören scheinen. Ich frage mich, wie das alles zusammenpassen soll, denn die Gegensätze sind so eklantant. Beispiele:

Du erzählst mir überflüssigerweise mehrfach, dass eine Fatwa niemals eine Einzelperson betreffen könne. Toll, nur Khomeni weiß das offensichtlich besser und hat zudem einen vollkommen eindeutigen Tötungsauftrag daran gekoppelt. Daher fände ich es gut, wenn wir uns mit der Realität beschäftigen würden und nicht mit Deinen Wunschvorstellungen einer Fatwa.

Einerseits weist Du die Fatwa von Khomeini zurück („Katastrophe“), andererseits hätte Yusef Islam dem Islam abschwören müssen, wenn er sich für seine Äußerungen entschuldigt hätte. Wieso das? Er hätte doch einige der angesehensten muslimischen Religionsgelehrten auf seiner Seite. Das passt überhaupt nicht zusammen. Wenn es sich um eine Katastrophe handelt, dann hat jeder Muslim das Recht und die Pflicht, sich dagegen auszusprechen – und zwar im Namen des Islam!

Man könnte fast meinen, Du bedauerst, dass Rushdie noch lebt. Dass er jahrelang untertauchen musste, scheinst Dich nicht zu interessieren. Mit „Verbrechen“ meine ich übrigens die Fatwa Khomeinis.

Zu den Menschenrechten: Man muss Religion und Menschrechte nicht voneinander trennen, weil sie in schon jetzt in separaten Spähren existieren. Weder sind die Menschenrechte aus religiösen Prinzipien abgeleitet worden, noch bedürfen sie der Religion zu ihrer Rechtfertigung und Durchsetzung.

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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.