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Anonym
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In der „non-compliance“-Ecke hab ich ja schon Verschiedenes gepostet, das Nachfolgende scheint mir jedoch, abgesehen davon, hier etwas trefflicher aufgehoben:
1. Arto Lindsay – Aggregates 1-26
Die akustische Grätsche zwischen Lindsays ruhmreicher No-Wave Vergangenheit und der anklopfenden Brasil-/Worldmusic-Leidenschaft. So sperrig und kantig und federleicht zugleich war er danach nur noch selten.
2. Heiner Goebbels/Heiner Müller – Der Mann im Fahrstuhl
Überraschenderweise jenseits von aller Verkopftheit, fasziniert mich dieser musikalische Film-Noir im Hörspielgewand aufs Nachhaltigste (wofür u.a. auch die Herren Don Cherry, Fred Frith & Arto L. als „Hintergrundmusiker“ Sorge tragen). Marlowe und die Geisterstunde – Goebbels‘ & Müllers Kunstwerk ist nahezu Ideal zum angenehmen Wegpennen in die fantastische Traumtüte. Blixa Bargeld kann einpacken.
3. Hermine – The World on my Plates
Wenn ihr nur wüsstet, was für ein schönes Album dies ist! Referenzen gefällig? Nico, Lio, die Piaf, anglisierte französische Sprache (bzw. umgekehrt), kindliche Unbekümmertheit, süßer Küchencharme und zärtlichste Zerbrechlichkeit im Übermaß. Tolltoll!
4. Der Moderne Man – Unmodern
Der Moderne Man (mit einem „N“!) stand unverständlicherweise stets im Schatten anderer bundesdeutscher Rock- und Pop-Kapellen der frühen 80er Jahre. Scha(n)de!
5. Robert Fripp – Exposure
Soloplatte des Kopfes (Herzens, Hirns) der einzigen Prog-Rock-Band der 70er, die den Sprung in die 80er glaubwürdig vollziehen konnte. Hier wurden wichtige Weichen dafür gestellt und Gebiete abgesteckt. Weiterhören: King Crimson – Discipline.
6. Quiet Sun – Mainstream
Freunde von „This Heat“ sollten aufmerken: Hier rührt der junge Charles Hayward die Trommelstöcke. Reicht doch als Begründung, oder? Album ist überdies first Class!
7. Slapp Happy – Casablanca Moon
Fast vergessene, wundervolle Seelen-Salbaderei mit Chanteuse Dagmar Krause plus famoser Band. Verzückte mich nach nur wenigen Takten.
8. Lori Carson – Everything I touch runs wild
Eine Herbstplatte, wenn man so will. Sie funktioniert aber auch zu jeder anderen Jahreszeit prima. Ich höre sie z.B. jetzt im Sommer.
9. Eno/Cale – Wrong Way up
Kein Geheimtipp, aber: Rund 15 Jahre habe ich dieser Platte Unrecht getan und sie als langweilig und medioker herabgewürdigt. Dabei sind hier mit die schönsten Perlen Cale’scher („Cordoba“) und Eno’scher („Spinning away“) Songwriterkunst vorzufinden. Man muss nur hinhören.
10. J.J. Burnel – Euroman Cometh
Der Bassist der Stranglers überrascht auf seinem ersten (und einzigen?) Soloalbum nicht nur mit vorteilhaft placierten elektronischen Klängen, sondern auch mit offen zur Schau getragenem Stumpfsinn und bilingualem (deutsch, französisch + englisch) „Europa muss wieder eins werden“-Budenzauberquark, lange vor Einführung des Euro! Ein hörenswertes Album, obendrein noch erfrischend unverklemmt (im weitesten Sinne).
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