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Perry Blake · California
Naïve (2002)
„Maybe go to California, where it’s warm“ heißt es im Titelsong des Album. Ein mit Brass-Arrangements, wunderbaren Harmonien und Hammond-Tupfern angereicherter warmklingender Popsong. In dieser Üppigkeit der Instrumentierung steht der Song im Kontext hier nicht allein, allerdings das Album selbst in Blakes Œuvre ziemlich einsam da: Perrys Popoutput.
Es beginnt mit einem melancholischen Piano, dann Streicher und dann Blakes Stimme in falsettierter Höhe. Sehnsüchtig, traurig und ja, kitschig. Seine Songs sind oft sehr ähnlich in ihrem Aufbau strukturiert. Sie beginnen ruhig, auch spartanisch, in einer Art trügerischer Bescheidenheit, bevor sie sich in Bombast ergehen. Sie wollen perfekt sein. Orchestermusik und Chöre („Morning Song“), Arrangements: glatt, aber niemals eindimensional. Da darf ein Song durchaus mit Meeresrauschen beginnen („Pretty Love Song“), Blake hat keine Angst Peinlichkeit oder zuviel Pathos. Kleine Bewegungen mit würdevoller Geste eingesetzt, die das Album und nahezu jeden einzelnen Song über das Gewöhnliche hinauswachsen lassen. Sanfte elektronische- oder auch Triphop-Beats prasseln auf Streicher, auf Keyboardklänge, auf ein anachronistisch klingendes Scratching („Saying Goodbye“) und immer wieder auf Pianosprenkel. „How can the knower be known?“ zeigt Perry mit akustischer Gitarre und Piano reduzierter und damit näher an seinen übrigen Alben. Wenn es dort heißt „If it rains everyday“, dann tritt das die Basisstimmung auf „California“ sehr genau. Blake möchte melancholisch, romantisch, auch traurig klingen, doch der Transfer klappt nur bedingt; Romantik mag so recht keine aufkommen, dafür klingt er oft zu durchdacht und fagen-esk. Manchmal gelingt es ihm dank überraschender Stilmittel diese Sterilität zu durchbrechen, z.B. wenn mittels Stimmverzerrung der Humor der folgenden Zeilen durch die daraus resultierende (entstandene) Distanz verdeutlicht und hervorgehoben wird: „I got my teenage kicks | from a middle aged man in slacks | so forgive me if it takes a while for me to laugh“. Oder wenn gar die Schnelllebigkeit in „A Face In The Crowd“ durch die Gemächlichkeit der Musik konterkariert wird (man könnte es als Gegenentwurf zu Tom Pettys gleichnamigen Song auf „Full Moon Fever“ verstanden sehen). Manchmal – wenn auch selten zwar – gerät Blake zu dramatisch, theatral und gleitet damit in die Unwirklichkeit ab.
Unterm Strich jedoch bleibt „California“ eine musikalische Insel mit zehn eingängigen Popperlen und glänzenden Goldstückchen.
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1. Perry Blake · California
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