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Verena Roßbacher: Verlangen nach Drachen.
Der Debütroman von Verena Roßbacher ist eine moderne Rittersaga: ohne Ritter, ohne Drachen, dafür aber mit Dinosaurierfossilien und dem Verlangen nach einem mythologischen Mischwesen. Und mit einer Prinzessin – im übertragenen Sinne.
Denn Klara ist eine leicht nymphomanische Studentin, die sich nach der großen Liebe sehnt und dabei Männer reihenweise verschleißt. Es ist eben keiner dabei, der für sie wie ein Ritter kämpft. Nicht der Gemüsehändler Kron, der Schläge von ihrem Vater einsteckt und nicht der Alchemist und Esoteriker Lenau, der Klara selbst verprügelt.
Der moderne Mann in Roßbachers Roman kämpft zwar nach wie vor um die Gunst seiner Angebeteten. Wer aber nicht in der Lage ist, sich zu ändern und Kompromisse einzugehen, der versagt und verliert. Denn: „Wer dem Drachen ins Auge schaut, sieht sich selbst ins Innere, wer den Drachen bezwingt, bezwingt auch sich selbst.“
Schwungvoll beginnt dieser Roman, der rein gar nichts mit dem Fantasy-Genre zu tun hat, auch wenn es der Umschlag suggeriert. Vielmehr handelt es sich um einen Porträt-Reigen, der in einem furiosen Screwball-Finale enttäuschter Figuren mündet.
Was zunächst mit viel Tempo und skurrilem Humor beginnt, flacht im Laufe der zu langen Erzählung ab. Sicherlich ist die Prosa für ein Erstlingswerk beachtlich: absurd, grotesk und surreal – gut konstruiert und an Doderers Drachenmotiv angelehnt. Aber in den zahlreichen Dialogen tritt die Handlung auf der Stelle, bleiben die Charaktere oberflächlich. Unterhaltsam ist der Roman dennoch.
Verena Roßbacher: Verlangen nach Drachen. Kiepenheuer & Witsch, Köln, 442 Seiten, 19.95 Euro.
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