Re: Birdseys Rezensionen

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dominick-birdsey
Birdcore

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Wenn der Frieden flucht
Shalom Auslander: Eine Vorhaut klagt an. Erinnerungen. Berlin Verlag, 2008, 352 Seiten, 19,90 Euro

Als Shalom Auslander mit acht Jahren erfährt, dass Gott auch „Vater im Himmel“ genannt wird, erschaudert er: „Es gibt noch einen? Im Himmel? Ist er in Unterhosen rumgeschlurft? Wie groß war seine Faust?“ Shalom Auslander ist ein ultraorthodox erzogener Jude. Er glaubt an Gott, und das wird ihm zum Problem.

Die Erziehung durch seine Eltern und durch die Schule lehrt ihn einen aufbrausenden und rachsüchtigen Gott. Ohne Barmherzigkeit straft dieser Gott alle Sünden rigoros ab und treibt seine persönlichen Spiele mit dem jungen Juden.

So entsteht eine nicht chronologische Sammlung an Schilderungen, die die Adoleszenz Auslanders als zusammenhängende Erzählung skizziert. Das Infragestellen von Autoritäten beginnt früh: Bei einem Segenswettbewerb schwört er einen Konflikt herauf, um auf die Ungerechtigkeit hinzuweisen, dass sein Kontrahent mit leichten Fragen bevorzugt wird.

Aber auch während der College-Zeit kommt Auslander immer in Versuchung, nichtkoscher zu leben, und wird zur Festigung seines Glaubens nach Jerusalem geschickt. Letztlich wird er vor die Frage gestellt, wann, wie und vor allem von wem sein Sohn beschnitten werden soll.

Autor und Figur tragen den gleichen Namen. Daraus zu schließen, dass sie auch identisch sind, wäre falsch. Vielmehr handelt es sich um ein alter Ego, das der Autor als Allzweckwaffe gebraucht, um seine Anekdoten zu veranschaulichen. Sowohl seine Sprache als auch der Inhalt sind überspitzt und provokant. Die Dialoge sind pointiert wie in guten Woody-Allen-Filmen. Nicht umsonst schreibt Auslander Kolumnen für das New York Times Magazine.

Der Autor setzt bewusst auf Effekthascherei, um die Absurdität und die Komik der jeweiligen Situationen zu verdeutlichen. Dennoch bleibt ein tragischer Unterton: Neben dem nicht immer politisch korrekten Humor ist es der innere Konflikt zwischen der Abkehr von Familie und Gesellschaft, der sich Auslander nicht mehr zugehörig fühlt, und dem Aufrechterhalten seines Glaubens, der das Buch lesenswert macht.

Auch hier zu finden.

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