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BLK JKS – After Robots (2009)
Die BLK JKS (sprich Black Jacks) sind nicht unbedingt das, was man von einer Band aus Südafrika erwarten würde: kein Township Jazz, kein Soul, keine Zulu Gesänge. Statt dessen ist weißer Rock, wenn man denn in Schwarz-Weiß malen möchte, einer der Haupteinflüsse dieser Band und beim ersten Hören kamen mir sofort At The Drive In und vor allem deren Nachfolger The Mars Volta in den Sinn, was sich nicht zuletzt auch im Artwork widerspiegelt. Die BLK JKS sind jedoch alles andere als eine bloße Kopie der genannten Bands, vielmehr destillieren sie das Beste von Mars Volta zu einem eigenen Stil, entschlacken deren Neigung zur Überfrachtung, was zu weitaus komprimierteren Stücken führt, die immer auf den Punkt kommen und nie in langatmiges bzw. langweiliges Gedüdel ausarten. Hinzu kommt eine Rhythmik, die einen bisweilen nach Luft schnappen lässt. Vor allem was Drummer Tshepang Ramoba an seinem Instrument vollbringt, ist schier unglaublich: polyrhythmisch, hektisch, ungeduldig, so dass mam selbst in ruhigeren Phasen ein ständiges Brodeln förmlich spüren kann. Aber auch die beiden Gitarristen Lindani Buthelezi and Mpumi Mcata setzen durch bisweilen Jimi Hendrix artige Duelle Glanzpunkte auf einem Album, das gleichermaßen durch hervorragende Songs und Sounds besticht. Dazu singt Buthelezi abwechselnd in Englisch und Zulu. Zusätzlich wird die Band noch vom Hypnotic Brass Ensemble aus New York unterstützt.
After Robots ist schlicht und ergreifend ein sensationelles Debüt Album, das auf beeindruckende Art und Weise muskalische Grenzen sprengt und klischeehaften Vorstellungen entgegenwirkt, ohne sich bei irgendjemanden anzubiedern. Im Gegenteil, in ihren Anfängen im Jahr 2000 hatte es die Band alles andere als einfach. Zu sehr ließen sie die eigene musikalische Tradition hinter sich. Mittlerweile hat sich dies jedoch auch in ihrer Heimat zum Positiven gewwandelt und somit gilt die Band nicht zu unrecht als Südafrikas Band der Stunde. Die ersten beiden Stücke Molalatladi und Banna Ba Modimo entfachen ein rhythmisches Feuerwerk, das seinesgleichen sucht. Zwischen Freejazz, Indierock und eingängigen Melodien zeigt die Band ihr ganzes Spektrum. Standby schaltet dann erst einmal enen Gang zurück und gibt Gelegenheit zum Durchatmen erzeugt zugleich aber für einen unterschwellige Spannung, die erst im nächsten Stück Lakeside, dem vieleicht Eingängigsten auf dem Album, aufgelöst wird. Weitere Highlights sind das epische Kwa Nqingetje inklusive psychedelischem Fadeout, das reggae-artige Skeleton und das hübsche Tselane am Ende des Albums, bei dem sich dann auch die Band entspannt zurücklehnt: ein ruhiges aber großes Finale mit einer noch größeren Melodie.
After Robots ist sicher kein Album, das sich einem sofort erschließt, dazu ist die stilistische Bandbreite einfach zu groß. Wer sich allerdings auf die Band einlässt, wird am Ende mit einem der aufregendsten Debüts der letzten Jahre belohnt.
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