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Rachid Taha – Bonjour (2009)
Rachid Taha beschreitet neue Wege. Beinahe 3 Dekanden dauert sein musikalische Karriere nun an, zunächst in den 80er Jahren mit der Band Carte De Sejour, ab 1991 dann als Solist. Schon das kunterbunte Artwork zeigt Taha von einer völlig neuen Seite. Die Wut und das Rebellische vergangener Alben scheint wie weggeblasen und ein Blick auf die Rückseite zeigt auch schon die erste große Änderung: Steve Hillage, sein langjähriger Begleiter, Co-Autor und Produzent wirkt nur noch bei einem einzigen Stück mit. Den Platz des Co-Autors übernimmt der junge französische Musiker Gaetan Roussel, der beim Titelstück auch die zweite Stimme übernommen hat. Es ist wohl auch Roussel zu verdanken, dass das Album mehr in Richutng Folk und Chanson geht als dies bislang der Fall war, wenngleich das Orientalische, das Maghrebinische natürlich nach wie vor allgegenwärig ist. Nur klingt dieses mal alles leichter und eingängiger ja geradezu poppiger. „Schuld“ daran dürfte in erster Linie die Fotografin Barbara D’Alessandri sein, in der Taha seine große Liebe gefunden hat, und die die Wut und die Verzweflung der Vergangneheit in so etwas wie Hoffnung verwandelt zu haben scheint. Einen Brecher wie Barra Barra sucht man auf Bonjour vergeblich und auch traditinelle, Rai-geprägte Stücke wie auf den beiden Diwân Alben sind hier nicht zu finden. Bonjour gilt als sein amerikanisches Album, was nicht weiter verwundert, denn die Liebe zur US-amerikanische Kultur ist kein Geheimnis und dennoch klingt das Album weit weniger amerikanisch, als man das nun erwarten würde. Selbst beim Titelstück, das als eine Art orientalischer Countrysong beschrieben wird, überwiegt eben doch mehr das Orientalische. Ila Iiqa erinnert mich von der Atmosphäre her sogar ein bisschen an eine arabische Version von Radiohead und It’s An Arabian Song, bei dem er von Bruno Maman mit Oud und Stimme unterstützt wird, lässt augenzwinkernd die 80er Jahre aufleben, nicht nur wegen der Anspielung an PIL. Auch in den Texten geht es auf Bonjour oft um die Liebe. Am schönsten geschieht dies im Stück Ha Baby, ein unwiderstehlicher Popsong bei dem sich einmal mehr County mit nordafrikansicher Chaabimusik mischt. Der Titel ist ein Wortspiel und bezieht sich auf das arabische Wort „Habbi“, das übersetzt etwa „mein Schatz“ bedeutet. Und so ist Bonjour eine gelungene Neuausrichtung, musiklisch so bunt wie das Cover vermuten lässt aber auch tiefgründig genug, um auf Dauer zu bestehen.
Diskographie
1991 Barbes
1993 Rahid Taha
1995 Olé Olé
1998 Diwân
2000 Made In Medina
2001 Live
2004 Tékitoi
2006 Diwân 2
2009 Bonjour
Internet
Homepage
MySpace
MySpace (Bonjour)
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Wann kommt Horst Lichter mit dem Händlerkärtchen und knallt mich ab?