Startseite › Foren › Über Bands, Solokünstler und Genres › Eine Frage des Stils › Die musikalische Länderkunde › Afrika › Re: Afrika
Mamadou Barry – Niyo (2009)
In Guinea ist der 1947 geborene Mamadou Barry sicher kein unbeschriebenes Blatt mehr, auch wenn er tatsächlich 62 Jahre alt werden musste, um sein erstes Album unter eigenem Namen zu veröffentlichen. Die Leidenschaft für Musik erbte er von seinem Vater, einem Akkordeon- und Schlagzeuspieler einer der bekannteste Bands jener Zeit, Le Pavillion Bleu. Mamadou selbst spielt Tenor-, Alt- und Sopransaxophon, aber auch Flöte und Percussion, war aber im sozialistischen Guinea dank Zwangsverpflichtung zunächst für kurze Zeit als Lehrer tätig, was ihm den Spitznamen ‚Maitre Barry‘ einbrachte. Später als Arrangeur Bandleader und Komponist stellte er seine Saxophone und Flöten immer auch anderen Musikern zur Verfügung, was ihm den zweiten Spitznamen ‚Arôme Maggi‘ einbrachte, eine Anspielung auf den in Westafrika nicht unbeliebten Brühwürfel. Ende der 60er Jahre war er Gründungsmitglied der Band Kaloum Star, die Teil des Authtenticité Programmes der sozialistischen Regierung unter Sekou Touré war. In Guinea wie auch im benachbarten Mali waren Musiker zu jener Zeit Staatsangestellte, die wie Beamte vom Staat bezahlt wurden. Ende der 60er wurde im Rahmen des Programmes das Syliphone Label gegründet, für das auch Miriam Makeba in der Zeit ihres Aufenthalts in Guinea einige Aufnahmen einspielte. Kaloum Star veröffentlichten 1973 ihr erste Aufnahme auf Syliphone als Beitrag eines Samplers, gefolgt von einigen Singles. In ihrer Musik verknüpfte die Band traditionelle Mandingo Melodien mit Jazz und Afrobeat und veröffentlichte in den 1990er Jahren schließlich ihr erstes internationales Album.
Das in Conakry aufgenommene Niyo wandelt nun auf den Spuren seiner ehemaligen Band und zeigt schon auf dem Cover an, wo es einzuordnen ist: „file under: Africa / Cool Groove“. Dies trifft vor allem bei den Instrumentalstücken, die den größeren Teil des Albums einnehmen, zu. Hier gelingt ihm aufs Vorzüglichste dieser einzigartige Mandingo Afrobeat, der erstaunlicherweise ganz ohne Schlagzeug auskommt. Nur Bass und ein paar Percussion bilden das Rhythmusfundament, auf dem Barry mit seinen Saxophonen und hier und da auch mit einer Flöte zu glänzen versteht. Unter den Instrumentalstücken befindet sich auch eine Bearbeitung von Dave Brubecks Take Five, hier als Africa Five, das vor allem durch die Rhythmik stark „afrikanisiert“ wurde.
Bei den Gesangsstücken wird Barry von drei hervorragenden Sänerginnen aus Guinea unterstützt: Sia Tolno, Sény Malomou and Missia Saran. Besonders erwähnenswert ist hier das von der jungen, in Sierra Leone geborenen Sia Tolno geschrieben und gesungene Sumbouya, das sie mit leicht angeauter Stimme vorträgt. Tolno hat selbst in diesem Jahr ihr Debütalbum veröffentlicht.
Im letzten Stück Néné, das mit einem griotartigen Lobgesang auf Barry beginnt, übernimmt schließlich Koraspieler Kélontan Cissoko die Hauptrolle. Das wunderbare Zusammenspiel zwischen Kora, Flöte und Saxophophon demonstriert einmal mehr auch die Vielfältigkeit Barrys Musik und sorgt damit für einen fulminanten Abschluss eines hervorragenden Albums.
Internet
--
Wann kommt Horst Lichter mit dem Händlerkärtchen und knallt mich ab?