Re: Afrika

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sparch
MaggotBrain

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Afel Bocoum & Alkibar – Tabital Pulaaku (2009)

Das Cover, das Afel Bocoum mit seiner Gitarre vor einer Rinderherde zeigt, sagt vieles über den Künstler aus. Tatsächlich sieht sich Bocoum in erster Linie als Landwirt und erst danach auch als Musiker und tut es damit seinem Onkel, dem 2006 verstorbenen Ali Farka Toure gleich. Darüber hinaus investiert er die Einnahmen aus Plattenverkäufen und Tourneen in sein Heimatdorf Niafunke, in dem er vor mehr als 10 Jahren zusammen mit Toure sein erstes Album Alkibar aufgenommen hatte und nach dem er schließlich auch seine Band benannte. Nach Niger im Jahr 2006 entstand nun in Bamako das dritte Album Tabital Pulaaku, das sich nur marginal von seinen Vorgängern unterscheidet, das aber Bocoums Status als Nachfolger Ali Farka Toures festigt. Toure selbst war es, der ihn noch zu Lebzeiten dazu ernannt hatte.
Afel Bocoums Musik fehlt gänzlich das Schroffe, das seinen Onkel auszeichnete, was sicher kein Nachteil ist sondern vielmehr für Eigenständigkeit sorgt. WIe auch seinem Cousin Vieux Farka Toure gelingt es ihm, sich von den Einflüssen zu emanzipieren ohne diese zu verleugnen. Während Vieux jedoch seine Musik mit allerlei äußeren Einflüssen kombiniert, wählt Bocoum einen eher traditionellen Weg. So sind auch die Songs dieses dritten Album gebettet in die Klänge von Njarka und Njurkle, eine einsaitige Geige und eine einsaitige Gitarre, beides traditionelle Instrumente der Songhai, denen Bocoum angehört. Er selbst spielt Gitarre, wahlweise akustisch oder gelegentlich elektrisch und für den Rhythmus sorgen ein Bass sowie eine Kalebasse. Die zumeist kurz gehalteten Stücke sind oft ähnlich aufgebaut, erzeugen in ihrer Gesamtheit aber dennoch eine Sogwirkung, der man sich kaum entziehen kann. Hier und da blitzen wunderbare melodische Einwürfe auf, und einige Stücke enthalten in der Mitte einen Break um in ein beschwingteres Finale überzugehen. Bocoum singt nicht nur in seiner Muttersprache Songhai sondern auch in Peul (Fulani) und Bambara und sorgt somit wie auch schon sein Onkel für eine gewisse Völkerverständigung im Vielvölkerstaat Mali. Seine Stücke behandeln oft sozial-politische Probleme wie Abwanderung, fehlende Bildung oder Unterdrückung der Frau aber auch die westliche Freizügigkeit, die im muslimisch geprägten Mali nicht gern gesehen ist. Dabei geht es hier ganz und gar nicht um eine Kopftuch Diskussion, wie man im Stück Allah Tanu nachhören kann und dessen Text wie bei allen anderen Stücken auch in englischer und französischer Übersetzung vorliegt. Musikalisch wird das Ganze wie gewohnt mit gleichermaßen eleganten wie hypnotischen Klängen umgesetzt.
Wie seine Vorgänger auch ist Tabital Pulaaku kein Album, dass sich dem Hörer aufdrängt. Die Schönheit und der Reiz des Albums liegen nicht an der Oberfläche sondern müssen geradezu entdeckt werden und wer sich darauf einlässt, wird sicher fünding werden.

Discographie

1999 Alkibar
2006 Niger
2009 Tabital Pulaaku

Internet

Homepage
MySpace (World Circuit)
Interview mit RFI

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Wann kommt Horst Lichter mit dem Händlerkärtchen und knallt mich ab?