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Thandiswa – Ibokwe (2009)
Auf die Frage, warum junge Künstler aus Südafrika nicht so erfolgreich sind wie sie selbst, antwortete Miriam Makeba einmal, dass sie lieber wie ihre amerikanische Vorbildern klingen wollen anstatt die eigene südafrikanische Musik weiterzuentwicklen und zu modernisieren. In der Tat kam aus Südafrika in den letzten Jahren nicht viel interessantes und neues, wenn man mal von der großen Simphiwe Dana absieht, die mit 2 überragenden Alben die Statistik etwas verbessert. Auch Thandiswa Mazwai, die bereits im Jahr 2004 mit ihrem Solo Debüt Zabalaza überzeugen konnte, legt nun mit ihrem zweiten Album Ibokwe nach.
Geboren in der Transkei und aufgewachsen als Journalistentochter in den 80er Jahren in Soweto entwickelte sie früh politisches Bewusstsein im Kampf gegen die Apartheid. Durch ihre Engagement in Schul- und Kirchenchören konnte sie genügend Erfahrungen sammeln, um 1993 ihre ersten professionellen Auftritte in einer Produktion namens SA Love am Market Threatre zu haben. Kurz darauf wurde sie Backgroundsängerin bei der aufsteigenden Gruppe Bongo Maffin, wo sie 1997 schließlich Leadsängerin wurde. In den späten 90er Jahren standen Bongo Maffin für einen neuen Sound aus Südafrika, der sich Kwaito nannte und Elemente aus House, Reggae und HipHop mit lokalen Dialekten und Rhythmen kombinierte. Was die Gruppe vor allem auszeichnete, waren Thandiswas politischen Texte und ihr ausdrucksstarker Gesang. Bongo Maffin wurden zur erfolgreichsten Band Südafrikas ihrer Zeit und veröffentlichten ingesamt 5 Alben und hatten weltweit Auftritte. 2004 veröffentlichte Thandiswa schließlich ihr Solodebüt Zabalaza, ohne die Band jedoch verlassen zu haben. Zabalaza ist ein brodelndes gemisch aus Soul, Funk und Gospel, kombiniert mit südafrikanische Gesängen und Rhythmen was ihr den undankbaren Titel Makebas Nachfolgerin zu sein einbrachte, ein Umstand, der auch Simphiwe Dana nicht fremd sein dürfte und mit dem sich vermutlich jede junge Sängerin aus Südafrika herumschlagen muss.
5 Jahre später macht Ibokwe nun da weiter, wo Zabalaza aufgehört hat. Während sich Simphiwe Dana deutlich in Richutng Jazz entwicklet hat, setzt Thandiswa auf Soul und Funk, aber auch auf hypnotische Gesänge wie im ersten Stück Thonga Lam, das lediglich von einem Bass begleitet wird. Auch beim brodelnden Township Jive Izilo spielt der Bass eine führende Rolle und das epische, leicht reggaeinfizierte Ingoma wird von Landsmann Hugh Masekela und dessen Flügelhorm veredelt. In ihren Texten behandelt sie nach wie vor auch politische Themen, so prangert sie im schwer funklastigen Vana Vevhu die Gewalt innerhalb der schwarzen Bevölkerung an, unter der vor allem Frauen zu leiden haben. Am Ende steht mit Vakahina schließlich das Stück, das vermutlich am meisten heraussticht. Ein Housestück, das vor allem auf Spaß und Party setzt und klingt, als käme es direkt aus den Clubs Südafrikas. Gesungen werden die Stücke, abgesehen von gelegentlichen englischen Einschüben, hauptsächlich in der Sprache Xhosa, was man auch den wunderbaren Klicks erkennen kann.
Möglicherweise hat sich Thandiswa die Worte Miriam Makebas zu Herzen genommen, wahrscheinlich hat sie aber eher von sich aus zu einer ganz eigenen Form moderner südafrikanischer Musik gefunden, was immerhin bislang zu zwei großartigen Alben gereicht hat.
Discographie
2004 Zabalaza
2009 Ibokwe
Internet
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Wann kommt Horst Lichter mit dem Händlerkärtchen und knallt mich ab?