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Culture Musical Club – Shime! (2009)
In seinen Anfängen war der Culture Musical Club eine Jugendorganisation der Afro Shirazi Partei während des Unabhängigkeitskampfes mitte der 50er Jahre. Heute ist er das älteste und erfolgreichste Taarab-Orchester Sansibars. Taarab, dessen Sprachwurzel auf das arabische Wort „tariba“ zurückgeht und so viel bedeutet wie „in Bewegung sein“, setzt sich aus afrikanischen, arabischen und inidschen Elementen zusammen und spielt in der Gesellschaft Sansibars bis heute eine große Rolle. Traditionell wird Taarab von Orchestern gespielt, die sowohl europäische Instrumente wie Geige oder Akkordeoan als auch afrikanische Instrumente wie die Zither Kanun oder Ngoma, Tabla und Dumbak Trommeln sowie arabische Instrumente wie die Blockflöte Nay und die Laute Oud einsetzen. Kennzeichnend sind auch die meist aus Frauen bestehenden Swahili Chöre, die in der Regel den Refrain übernehmen oder in einer Art Call and Response Gesang als Antwort auf den Hauptsänger zum Einsatz kommen.
Mit dem Album Shime! feiert der Club nun seinen 50. Geburtstag. In 8 z.T. langen Stücke, die auch schon mal die 10 Minuten Grenze überspringen, verbreiten die Musiker in der Tat eine einzigartige Stiummung, in der arabische mit südafrikanischen Gesänge und orientalische Melodien mit afrikanischen Rhythmen kombiniert werden. Die Texte sind dabei oft von profaner Natur, handeln von glücklicher oder unglücklicher Liebe oder Arroganz und Dummheit, wie das über 12 Minuten lange Rejea Tena Chuoni, das dem Angesprochenen empfiehlt, zurück zur Schule zu gehen. Ein auf den ersten Blick monotones Stück, das allerdings mit allerlei rhythmischen Finessen ausgestattet ist und durch seine Aufteilung in mehrere Teile fast schon wie eine Suite wirkt. Ähnlich in Länge und Klasse das abschließende im Kidumbak Stil gespielte Kidumbaki. Kidumbak, benannt nach der gleichnamigen Trommel, ist eine spezielle Form des Taarab und wird in der Regel in kleinerer Besetzung gespielt. Kidumbaki ist ein Medley, das aus 5 Stücken besteht, die allerdings dank ihrer Ähnlichkeit ebenfalls wie eine Suite wirken. Als Instrumente kommen hier lediglich Geigen und Percussion zum Einsatz, die sich hier aufregende „Duelle“ leisten. Die Melodie wird hauptsächlich durch den Gesang erzeugt, wobei sich auch hier Solostimme und Chor in nichts nachstehen und durch pure Schönheit überzeugen.
Schon Taj Mahal wusste den Culture Musical Club zu schätzen und nahm mit seinen Musikern vor ein paar Jahren ein Album auf. Aber auch ohne prominente Unterstützung ist dem Ensemble hier ein unvergleichliches Album gelungen, dessen ganze Schönheit und Klasse sich allerdings tatsächlich erst nach mehreren Durchgängen erschließt. Lohnen tut es sich allemal.
Diskographie
1994: Taarab, Vol. 4: Music Of Zanzibar
1998: Spices Of Zanzibar
2001: Bashraf
2005: Mkutano (mit Taj Mahal)
2009: Shime!
Internet
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Wann kommt Horst Lichter mit dem Händlerkärtchen und knallt mich ab?